Allen bisherigen Erfahrungen und ungeklärten Fragen zum Trotz verkündet die World Nuclear Association (WNA) auf ihrer Website: „Sichere Methoden für die endgültige Lagerung von hochradioaktiven Abfällen sind technisch belegt.“ Damit allerdings drückt die Atomenergie-Lobbyorganisation wohl eher Wunschdenken als den bisherigen Kenntnisstand aus.
Unsicherheiten bleiben
Denn auch nach Jahrzehnten der Forschung sind viele Aspekte der Endlagerung von hochradioaktivem Atommüll alles andere als endgültig geklärt. „Der Weg hin zu einem geologischen Endlager ist geprägt von Überraschungen, neuen Einsichten und der Erkenntnis, dass selbst für die bestuntersuchten Orte Unsicherheiten darüber bleiben, wie sicher diese Anlagen langfristig sind“, konstatierte das zuständige Komitee der US National Academy of Sciences vor Kurzem.
Keiner kann sich sicher sein, ob die Lagerung unserer Atomabfälle im Untergrund nicht doch zu einer tödlichen Gefahr für künftige Generationen wird. „Kein Endlager kann Atommüll unendlich lange einschließen“, räumt auch Alison Macfarlane, früherer Vorsitzender der US-Atomkommission, ein. „Das Ziel ist es, einen Ort und technische Maßnahmen zu finden, die die Einschlusszeit maximieren.“
Auch wenn einige Länder inzwischen bereits ihre Standortwahl getroffen haben und die ersten Endlager im Bau sind – letztlich ist die atomare Endlagerung ein Großexperiment mit ungewissem Ausgang.
Keine Alternative
Klar ist aber auch, dass die tausenden Tonnen hochradioaktiver Abfälle nicht ewig in den Lagerhallen der Kernkraftwerke und den zentralen Zwischenlagern stehen bleiben können. Denn weder die Castorbehälter noch die oberirdischen Lagerhallen bieten auf Dauer eine ausreichende Sicherheit. Naturkatastrophen, Angriffe oder auch gesellschaftliche Umstürze können schnell dazu führen, dass diese Depots beschädigt, zerstört oder anderweitig kompromittiert werden.
Im Vergleich dazu erscheinen unterirdische Endlager zumindest als das kleinere Übel – selbst wenn auch sie vermutlich keine optimale und ewige Sicherheit bieten. Auch das Ökoinstitut Freiburg kommt zu diesem Schluss: „Zu einer Endlagerung in tiefen geologischen Formationen gibt es aus unserer Sicht keine langfristig wirksame Alternative.
Deutschland: Auswahlverfahren hat begonnen
Immerhin scheint man in Deutschland zumindest etwas aus vergangenen Erfahrungen gelernt zu haben: Das seit März 2017 geltende Standortauswahlgesetz sieht ein mehrschrittiges Verfahren bei der Suche nach einem deutschen Endlagerstandort vor.
Ausgehend von einer „weißen“ Deutschlandkarte sollen geeignete Gesteinsformationen identifiziert und dann nach und nach durch weitere Untersuchungen auf die besten Kandidaten eingeengt werden. Jeder Schritt in diesem Ablauf muss im Bundestag und Bundesrat vorgestellt und beschlossen werden. Und: Die Öffentlichkeit soll diesmal ausdrücklich beteiligt werden.
Als Mindestanforderungen gelten: Das Endlager muss durch mindestens 300 Meter Gestein von der Erdoberfläche getrennt sein. Um die Schachtanlagen muss eine mindestens 100 Meter dicke Schicht aus intaktem Granit, Salz oder Ton liegen. Ziel des Auswahlverfahrens ist es, bis zum Jahr 2031 einen Endlagerstandort festzulegen. Im Jahr 2050 könnte dann die Einlagerung der hochradioaktiven Abfälle beginnen – falls ein geeignetes Endlager gefunden wird.
Nadja Podbregar
Stand: 01.12.2017