Schon die einzelnen Megalith-Bauwerke sind beeindruckend in ihrer schieren Größe. Noch faszinierender aber ist, dass diese monumentalen Anlagen in weiten Teilen Europas fast zeitgleich entstanden. Scheinbar aus heiterem Himmel begannen die Menschen der Jungsteinzeit, überall solche Mega-Konstruktionen zu errichten – vom äußersten Westen Irlands und den Süden Skandinaviens über Großbritannien und Mitteleuropa bis nach Frankreich in die Küstenregionen der iberischen Halbinsel hinein.

Über tausende Kilometer hinweg gleich
Merkwürdig auch: Selbst Megalith-Anlagen an entgegengesetzten Enden Europas ähneln sich auf verblüffende Weise, obwohl tausende Kilometer zwischen ihnen liegen. „Sie haben ähnliche und teilweise sogar identische architektonische Merkmale über ihr gesamtes Verbreitungsgebiet hinweg“, erklärt Bettina Schulz Paulsson von der Universität Göteborg. Auch die Ausrichtung der meisten Megalith-Gräber ist einheitlich. Die meisten von ihnen zeigen in Richtung des Sonnenaufgangs, manche sogar präzise auf den Sonnenaufgang zur Wintersonnenwende.
„Das wirft die Frage auf, ob es einen Ausgangspunkt gab, von dem sich die megalithische Kultur über Europa ausbreitete oder ob sich dieses Phänomen unabhängig voneinander in den verschiedenen Regionen entwickelte – möglicherweise angetrieben von ähnlichen soziokulturellen Bedingungen“, erklärt Schulz Paulsson.
Gibt es eine Verbindung zu Göbekli Tepe?
Tatsächlich gingen viele Archäologen im 20. Jahrhundert davon aus, dass die Ursprünge der Megalith-Kultur – wie die vieler früher Kulturen – im Mittelmeerraum liegen müsse. Denkbar wäre beispielsweise, dass die in der Jungsteinzeit nach Europa einwandernden Bauern nicht nur die Landwirtschaft mitbrachten, sondern auch ihre religiös-rituellen Traditionen. Ein mögliches Indiz dafür könnten die neolithischen Rundtempel auf Malta und Gozo, aber auch der Steinkreis von Göbekli Tepe in Anatolien sein. Seine riesigen T-Steine wurden vor mehr als 10.000 Jahren und damit lange vor den Megalith-Bauten in Europa aufgestellt.