München, 17. Juni 2010. Auf der Baustelle des Praterkraftwerks herrscht große Aufregung, denn wichtiger Besuch hat sich angekündigt. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude kommt, um sich ein Bild von der Anlage zu machen. Der Politiker nimmt dabei unter anderem die 150 Meter lange Druckleitung und den Maschinenraum ausgiebig in Augenschein. Er lässt sich aber auch in allen Einzelheiten erklären, wie die Kraft des Wassers hier schon bald umweltfreundlich Strom produzieren wird.
Ude: praktizierter Klimaschutz
Am Ende fällt Udes Fazit positiv aus – kein Wunder hatte er sich doch bereits im Vorfeld für eine Realisierung des Projektes stark gemacht: „Dieses Kraftwerk ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert: Künftig wird hier ohne CO2-Ausstoß Energie für Münchner Haushalte erzeugt und das ist praktizierter Klimaschutz. […] Und es ist gelungen, einen beispielhaften Ausgleich zwischen den Anforderungen regenerativer Energieerzeugung und der ökologischen Belange der natürlichen Umgebung zu finden. Es wurde so wenig und so schonend wie möglich in die Natur eingegriffen.“
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Einige Tage später, kurz vor dem geplanten Probelauf des Praterkraftwerks Anfang Juli 2010, sorgt die Natur dann in letzter Minute noch für eine kurzzeitige Verzögerung des Projektes. Heftige Regengüsse lassen die Isar so anschwellen, dass die Betreiber darauf verzichten, mit der allmählichen Flutung der neuen Anlage zu beginnen – vor allem um mögliche Schäden durch die Kraft der Wassermassen zu vermeiden. Doch als das Hochwasser vorbei ist, klappt alles prima, das Wasserkraftwerk funktioniert tadellos.
Dauertest bestanden
Heute, rund ein Jahr nach der offiziellen Inbetriebnahme, hat das Praterkraftwerk auch seinen Dauertest längst bestanden – sowohl was die Ökotromproduktion betrifft als auch den Gewässerschutz und die Integration ins historische Stadtbild. So arbeitet das Erneuerbare Energien-Projekt wie versprochen ohne Lärmbelästigung für die Anwohner und Passanten und es ist nahezu unsichtbar.
Lediglich der Zugang zur Anlage, eine kleine Trafostation am linken Ufer und einige Informations- und Hinweisschilder erinnern daran, dass hier ein leistungsfähiges Kraftwerk unter der Isar seine Arbeit tut. Bis zu 34.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde strömen dabei durch den Stollen unter dem Flussbett zur Turbine. Kurz bevor es dort eintrifft, wird das Wasser noch einmal künstlich beschleunigt, das steigert die Energieproduktion deutlich.
„Grüner“ Strom für 4.000 Haushalte
Wie effektiv das Praterkraftwerk sauberen Strom ins Netz speist, erklärt Thomas Prudlo von Green City Energy „Der Clou am Praterkraftwerk ist, dass hier unsichtbar, geräusch- und emissionslos zehn Millionen Kilowattstunden Ökostrom erzeugt werden. Damit können jährlich rund 9.000 Tonnen Kohlendioxid einspart werden – das ist an einem innerstädtischen Standort einmalig.“ Die produzierte Energie reicht aus, um circa 4.000 private Haushalte komplett mit „grünem“ Strom zu versorgen.
Dieter Lohmann
Stand: 01.07.2011