Das Ruhrgebiet ist grüner als man so denkt. Etwa zwei Drittel des Reviers bestehen aus Wäldern, Wiesen, Feldern und Weiden. Noch nicht einbezogen die 4.200 Park- und 660 Kleingartenanlagen unterschiedlicher Größe. Im Vergleich zu anderen europäischen Industrieregionen besitzt das Ruhrgebiet mit 78 Hektar, was 17,5 % der Fläche entspricht, sogar einen verhältnismäßig hohen Waldanteil. Die Waldflächen sind in den letzten Jahren durch die gezielte Rekultivierung der Berghalden und die natürliche Vegetationsabfolge auf den Industriebrachen sogar noch gestiegen.
Der Kommunalverband Ruhrgebiet KVR, zuständig für die Freiraumplanung, hat mit öffentlichen Mitteln des Landes Wald- und Freiflächen erworben, um sie langfristig ökologisch zu sichern. Der Verband ist heute größter Waldbesitzer der Region und Eigentümer von 26 Halden. Die Berghalden, die durch die Aufschüttung des mit der Kohle geförderten Nebengesteins entstanden, sind heute oft bepflanzte Landschaftsbauwerke.
Über 40 Prozent der Region wird von Wasserflächen eingenommen. Das Projekt „Ruhrtal“ fördert die Zusammenarbeit der Ruhr-Anrainerstädte zur Verbesserung des ökologischen Zustands der Ruhr. Der KVR hat das Umfeld der Ruhr mit fünf Stauseen und 14 Talsperren drüber hinaus zur Schutzzone erklärt. Eine Besonderheit stellen die Bergsenkungsgewässer dar, also Hohlräume, die durch den Abbau der Kohle entstanden sind und sich mit Grund- oder Oberflächenwasser gefüllt haben. Sie sind mittlerweile schützenswerte Ökosysteme geworden. Der Beversee in Bergkamen und die Hallerey in Dortmund stehen deshalb unter Naturschutz.
Der über 4.000 Quadratkilometer große Verdichtungsraum weist im Gegensatz zu anderen Ballungsräumen eine polyzentrische Stadtstruktur, also einen Verbund mehrerer Städte auf. Die Bebauung ist an den Stadtgrenzen folglich aufgelockert, die regionalen Grünflächen der Städte verzahnen sich teilweise ineinander. Dank der so genannten „Gartenstadtidee“ des Engländers Howard im 19. Jahrhundert wurden besonders die Siedlungen am Rande der Städte in offener, durchgrünter Bauweise errichtet.
Die sieben in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Grünzüge im Ruhrgebiet sollen in den nächsten 20 bis 30 Jahren durch eine 70 Kilometer lange Zone entlang der Emscher vollständig miteinander verbunden werden. Das Projekt wurde von der Internationalen Bauausstellung IBA initiiert und mit Hilfe des KVR umgesetzt. Es entsteht ein über 300 Quadratkilometer großes Parksystem, das sich von Duisburg bis Bergkamen erstreckt: der Emscher Landschaftspark.
Über 300 Naturschutzgebiete existieren inzwischen im ehemaligen Kohlerevier. Verwaiste Industriebrachen und Gleisanlagen bieten großflächigen Lebensraum für Tiere und wildwachsende Pflanzen. Durch die zahlreichen Aufschüttungen ist zudem ein Mosaik verschiedener Bodentypen mit kleinflächig stark wechselnden chemischen und physikalischen Eigenschaften entstanden. Aufgrund der besonderen, oft nährstoffarmen Verhältnisse besteht ein hoher Anteil seltener und daher schützenswerter Biotope. Die „Route der Industrienatur“ im Emscher Landschaftspark zeigt, wie die Natur sich die Industrieflächen zurückerobert.
Auch die Namensgeberin der Emscherregion, das insgesamt 350 Kilometer umfassende Bach- und Flusssystem der Emscher, soll ökologisch aufgewertet werden. Das ist auch dringend nötig, denn es dient seit über einem Jahrhundert als Kloake und Abwasserkanal, eingedeicht in einer offenen Betonschale mit künstlichem Gefälle. In den nächsten Jahrzehnten soll es vollständig renaturiert und wieder zu einer natürlichen Flusslandschaft rückgebaut werden.
Stand: 09.02.2002