Korallen wurden schon immer erstaunliche Schutz- und Heilfunktionen nachgesagt, weshalb Korallenstücke auch häufig in „magischen“ Amuletten oder anderen Schmuckstücken wieder zu finden sind.
Bereits im alten Ägypten waren Korallen als Grabbeigabe üblich, um die Toten auf dem Weg ins Jenseits vor bösen Geistern zu bewahren. Auch bei den Griechen galten Korallen als Wundermittel. Dioskurides – ein griechischer Arzt – schrieb vor allem der Roten Edelkoralle besondere Heilwirkungen zu. So soll sie unter anderem adstringierend, das heißt zusammenziehend, und gegen Blutauswurf gewirkt haben. Zur Zeit des Mittelalters wurden dann aus Edelkorallen Lebenselixiere, geheimnisvolle Abwehrmittel und Allheilmittel gemixt und gebraut. Im asiatischen Raum waren Korallen vor allem als Stärkungsmitteln bekannt.
Die Schutz- und Heilfunktionen sind allerdings unterschiedlich, und hängen von der jeweiligen Korallenart ab.
Auch heute noch gelten Wirkstoffe in Korallen als besonders wirksam, vor allem gegen Aids und Krebs. Forscher sind überzeugt, dass die winzigen Lebewesen in Millionen von Jahren natürliche chemische Waffen gegen alle möglichen Einflüsse entwickelt haben und unter anderem Zellen töten können.
Kleinere Erfolge auf der Suche nach neuen Wirkstoffen im Great Barrier Reef gab es bereits: Australische Forscher entdeckten in Korallen ein natürliches Herbizid zur optimalen Herstellung von Sonnenschutzmitteln. Dieses schützt die von der Ebbe freigelegten Korallen vor dem Verbrennen in der aggressiven tropischen Sonne. Außerdem stellten Wissenschaftler bereits fest, dass das Gift einer besonderen Art der Kegelschnecke wirksam bei Gürtelrosen, Nervenverletzungen und neuropathologischen Tumoren ist. Manche dieser Gifte können allerdings für den Menschen auch tödlich sein.
Eine medizinische Meisterleistung ist britischen Ärzten gelungen. Sie spritzten Zellen eines Patienten in ein poröses Korallengerüst, das die ungefähre Form eines Daumenknochens hatte und bildeten so ein verlorenes Daumenglied nach. Bei einer Gewebeentnahme nach zehn Monaten bestand ein Großteil des Implantats immer noch aus Korallen, aber es hatte sich auch schon neuer Knochen gebildet. Der neue Daumen ist zwar nicht so stabil wie ein „richtiger“ Daumen, aber diese Methode der Nachzüchtung von knochigen Gliedern und Implantaten ist vielversprechend.
Stand: 26.10.2001