Anders als die Seekrieger, die auf Raubzüge gingen, lebten viele Wikinger als Bauern, viele auch als Händler. Sie mussten dann selbst die Piraten fürchten, von denen sie keine Gnade zu erwarten hatten. Die Händler erschlossen neue Routen, die unter anderem bis tief nach Russland an den Kaukasus reichten. Die verkaufstüchtigen Wikinger brachten auf diesem Weg ihre Waren in die Welt, die Welt kam aber auch zu ihnen.
Blühender Handel in Haithabu
Die Siedlung Haithabu etwa wurde wohl schon vor dem Angriff auf Lindisfarne gegründet und entwickelte sich bald zu einem außerordentlich wichtigen Handelsplatz für Waren wie Geschirr, Glas, Metall Pelze und Gewürze, aber auch für Sklaven.
Diese Bedeutung hatte Haithabu in erster Linie deswegen, weil es geografisch besonders günstig lag: an mehreren Fernhandelsrouten und an der Schleswiger Landenge. Diese bildet die kürzeste und über Flüsse zum größten Teil schiffbare Landverbindung zwischen Nord- und Ostsee.
Haithabu, das nun als UNESCO-Weltkulturerbe nominiert werden soll, zieht im Übrigen auch heute noch die Menschen an: Die Öffentlichkeit kann im archäologischen Museum Originalfunde und einige im „Wikingerstil“ errichtete Häuser besichtigen. Forscher dagegen haben dort die Möglichkeiten, die Lebensweise der frühen Skandinavier zu rekonstruieren.
Archäometrische Analysen
Auch Gisela Grupe gehört dazu. Schon „während meiner Doktorarbeit vor mehr als 20 Jahren habe ich mittelalterliche Skelettfunde aus Schleswig bearbeitet“, berichtet die Professorin für Anthropologie, die am Biozentrum der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) forscht und die Staatssammlung Anthropologie und Paläoanatomie in München leitet.
Damals habe sie zum ersten Mal in Deutschland auch sogenannte archäometrische Analysen machen und dabei zu Vergleichszwecken Skelettfunde aus Haithabu untersucht können.
Susanne Wedlich / „Einsichten – Das Forschungsmagazin“ der Ludwig-Maximilians-Universität München
Stand: 08.03.2012