Maabla, Mama oder mum – wenn Kinder vor sich hin reden, können Eltern das erste echte Wort teilweise schwer vom üblichen Gebrabbel unterscheiden. Besonders schwierig könnte dieser Akt der Worterkennung für Eltern von bilingualen Kindern sein, die mit zwei Sprachen auf einmal experimentieren. Doch unterscheidet sich der Spracherwerb auch im Gehirn der Säuglinge?

Sprache im Gehirn: die Wernicke Region und das Broca-Areal
Wenn Babys sprechen lernen, spielen vor allem das Broca-Areal in deren Stirnbereich und die Wernicke-Region im linken Schläfenlappen des Großhirns eine Rolle. Beide Hirnregionen gelten als Zentren der Sprachverarbeitung. Die Wernicke-Region entwickelt sich bei den Babys zuerst: Mit ihrer Hilfe können sie erkennen, ob eine Aneinanderreihung von Silben Gebrabbel oder ein echtes Wort darstellt, die richtigen Wörter im Gedächtnis abspeichern und etwas später sogar einfache Sätze verstehen.
Etwa im Alter von vier Jahren bildet sich im Kinderhirn dann auch das Broca-Areal aus. Dieses ist für Grammatik zuständig. Ab diesem Alter erleben die kleinen Kinder einen Grammatikschub und können nun auch komplexere Passivkonstruktionen oder Nebensätze bilden und verstehen. Ein Bündel an Nervenfasern verbindet außerdem die Wernicke-Region und das Broca-Areal miteinander. Da diese Verbindung mit der Zeit immer dicker wird, verbessert sich unser Verständnis für komplexe Sätze bis ins Teenageralter und auch darüber hinaus.
Ist das bilinguale Hirn anders als andere?
Bei zweisprachig aufwachsenden Kindern läuft diese Abfolge im Prinzip genauso ab wie bei einsprachigen, aber eben parallel für zwei Sprachen. Und auch Erwachsene erlernen Fremdsprachen noch auf diese Art und Weise – erst speichern sie Vokabeln und einfache Sätze im Wernicke-Areal, später beteiligt sich auch das Broca-Areal für komplexere grammatische Formen.
Trotzdem scheint diese Doppelbelastung das Gehirn der Zweisprachigen besonders in jungen Jahren zu stärken. Mithilfe von Hirnscans haben Forscher festgestellt, dass Bilinguale schon kurz nach Erwerb der zweiten Sprache mehr graue Substanz im Gehirn besitzen.