Biologie

Haustiere mit „Superkräften“

Vom Sehen im Dunkeln und Stellreflexen

Während Katzen im Alten Ägypten sogar regelrecht verehrt wurden, genossen sie im Europa des Mittelalters trotz ihrer nützlichen Dienste als Mäusejäger keinen guten Ruf: Die Tiere galten damals als unglückbringende Wesen – viele Menschen dachten, sie seien Hexen oder würden mit dem Teufel im Bunde stehen. Dieser Aberglaube wurde womöglich auch durch die „unheimlichen“ Fähigkeiten der Katzen gefördert. Schließlich waren sie häufig in der Dämmerung unterwegs, konnten sich unerklärlicherweise im Dunkeln orientieren und überlebten immer wieder Stürze aus großen Höhen.

Katzenauge
Katzen sehen im Dunkeln sechsmal besser als wir. © Male96/ pixabay

Sechsmal besser als der Mensch

Heute wissen wir, dass diese Eigenschaften nichts mit Hexerei zu tun haben. Es handelt sich schlicht um geniale Anpassungen der Natur. Während wir im Dämmerlicht kaum etwas erkennen, sind die Augen der Katze perfekt auf Dunkelheit eingestellt. So können sich die Pupillen extrem stark weiten, sodass besonders viel Licht auf die empfindliche Netzhaut gelangt. Außerdem besitzen Katzen hinter der Netzhaut eine spiegelähnliche Schicht, das sogenannte Tapetum.

Dieses reflektiert einfallendes Licht und wirft es nochmals auf die Sinneszellen der Netzhaut. Wie viele andere Tiere der Nacht können Katzen dadurch das wenig verfügbare Licht gleich zweimal verwerten – wie eine Art Restlichtverstärker. Das Tapetum ist übrigens auch der Grund, warum Katzenaugen im Dunkeln zu leuchten scheinen, wenn man sie anstrahlt. Dank dieser Besonderheiten sehen die Samtpfoten im Dunkeln sechsmal besser als der Mensch, allerdings nur, wenn noch ein bisschen Restlicht vorhanden ist. In völliger Dunkelheit sind Katzen genauso blind wie wir.

Landen auf allen Vieren

Auch für das seltsame Überleben von Stürzen gibt es eine rationale Erklärung: Katzen sind in der Regel schwindelfrei und verfügen über den sogenannten Stellreflex. Das bedeutet: Sie können sich beim Fallen aus fast jeder Lage automatisch in die Bauchlage drehen und dann auf ihren ausgestreckten Pfoten landen. Dieser Reflex ist schon bei wenige Wochen alten Jungtieren perfekt entwickelt – und rettet mitunter Leben.

Denn der Stellreflex ermöglicht in vielen brenzligen Situationen eine sichere Landung. Aus bestimmten Höhen wirkt die dabei eingenommene Haltung sogar wie ein Fallschirm und kann so die Aufprallgefahr und damit das Verletzungsrisiko minimieren. Das heißt allerdings nicht, dass Katzen jeden Sturz unbeschadet überstehen. Auch sie können unglücklich fallen und sich dabei Verletzungen zuziehen. Trotzdem sagt ihnen der Volksmund hierzulande sieben Leben nach, in England sind es sogar neun.

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. weiter
Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Hauskatzen
Faszination Stubentiger

Vom Wild- zum Stubentiger
Die Anfänge der Katzendomestikation

Haustiere mit "Superkräften"
Vom Sehen im Dunkeln und Stellreflexen

Das Geheimnis der Katzenzunge
Was die Zunge unserer Stubentiger so besonders macht

Tierisch intelligent
Den kognitiven Fähigkeiten der Katzen auf der Spur

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

Hauskatzen: nur halb domestiziert
Das Erbgut unserer samtpfotigen Mitbewohner ist gegenüber Wildkatzen kaum verändert

Älteste Hauskatzen-Fossilien entdeckt
5.300 Jahre alte Relikte aus China belegen frühes Zusammenleben

Allergien: Katzenhaare gefährlicher als gedacht
Vor allem Kleinkinder bis zum Alter von zwei Jahren droht allergische Sensibilisierung

Geheimnis der Katzenzunge gelüftet
Raffinierte Haken-Struktur macht Zunge "klebrig", aber trotzdem leicht zu reinigen

Katze gegen Ratte – wer gewinnt?
Hauskatzen sind schlechtere Rattenjäger als gemeinhin vermutet

Dossiers zum Thema