Die Ägypter hatten nicht nur ähnliche Krankheiten wie wir – sie wussten sich zumindest gegen einige davon auch schon zu helfen. Eines ihrer bewährten Mittel gegen bakterielle Infektionen war beispielsweise – das Bier. Das Gebräu aus Gerste war schon im alten Ägypten und bei ihren südlichen Nachbarn, den Nubiern bekannt und beliebt.
Doch bei den Nubiern war das Bier nicht nur nahrhaft und berauschend – es half auch gegen Bakterien. Denn es enthielt ungewöhnlich viel Tetracyclin – ein noch heute gängiges Antibiotikum. Der Grund: Das Korn, das genutzt wurde um den fermentierten Getreidebrei für das Malz herzustellen, enthielt Bodenbakterien der Gattung Streptomyces. Und diese produzieren die antibakterielle Substanz.
Mit Antibiotikum gesättigt
Aber war dieses Antibiotika-Bier ein Zufallsprodukt, oder brauten es die Ägypter und Nubier gezielt? Um diese Frage zu klären, haben George Armelagos von der Emory University und seine Kollegen Knochen von nubischen Mumien aus der Zeit zwischen 550 und 350 v.Chr. gezielt nach deren Tetracyclin-Gehalt untersucht.
Mit überraschenden Ergebnissen: „Die Knochen dieses alten Volkes waren mit Tetracyclin nur so gesättigt, sie mussten es seit langer Zeit genommen haben“, erklärt der Chemiker. „Ich bin davon überzeugt, dass sie die Kunst der Fermentation unter Kontrolle hatten und den Wirkstoff bewusst erzeugten.“ Selbst die Schienbeinknochen und der Schädel eines mumifizierten vierjährigen Kindes waren voller Tetracyclin. Nach Ansicht der Forscher deutet dies darauf hin, dass es hohe Dosen des Antibiotikums erhielt, um es von einer Krankheit zu heilen.
„Sie wussten genau, was sie taten“
„Wir neigen dazu, Arzneimittel, die Krankheiten heilen, mit moderner Medizin zu assoziieren”, erklärt Armelagos. „Aber es wird immer klarer, dass auch diese Kultur bereits empirische Beobachtungen nutzte, um therapeutische Wirkstoffe zu entwickeln. Ich habe keinen Zweifel daran, dass sie genau wussten, was sie taten.“
Auch von den alten Ägyptern und Jordaniern ist bekannt, dass sie Bier nutzen, um Gaumenkrankheiten und andere Erkrankungen zu kurieren. Offenbar war die Kunst der Antibiotikaherstellung bei der Fermentation bei den Kulturen dieser Region weit verbreitet und wurde über Generationen weitergegeben.
Nadja Podbregar
Stand: 13.02.2015