Heiße Gasriesen, gefrorene Eiswelten, Wasserplaneten ohne Landmassen – inzwischen haben Astronomen unzählige Varianten fremder Welten im All entdeckt. Die meisten von ihnen haben mit unserer Erde nur wenig gemeinsam. Auf den ersten Blick sind sie zu kalt, zu heiß, zu trocken oder zu gasförmig, um Leben, wie wir es kennen, zu beherbergen.
Nicht nur in lebensfreundlicher Umgebung
Denn nach Ansicht vieler Forscher ist die Entstehung von Leben dort am wahrscheinlichsten, wo es flüssiges Wasser und milde, nicht zu stark schwankende Temperaturen gibt. Günstig wäre zudem ein Magnetfeld, das die Organismen vor der harten Strahlung des Weltraums abschirmt und eine Atmosphäre, die ihnen ein Atem gas zur Verfügung stellt. Das würde bedeuten, dass Aliens am ehesten auf erdähnlichen Planeten in der habitablen Zone ihres Sterns vorkommen müssten.
Inzwischen allerdings haben Entdeckungen auf unserem eigenen Planeten klargemacht, dass dieses Bild einer lebensfördernden Umgebung viel zu eng gefasst ist. „Je mehr wir über die Vielfalt des Lebens auf der Erde lernen, desto mehr erweitern wir unsere Definition des Lebens und wie es in scheinbar feindlichen Umwelten existieren kann“, kommentiert Diana Northup von der University of New Mexico diesen Wandel.
Irdische „Aliens“
So existieren beispielsweise Flechten selbst in den eisigen Trockentälern der Antarktis, wo die Temperaturen weit unter Null liegen und flüssiges Wasser rar ist. Unzählige Mikroben leben kilometertief im Gestein der Erdkruste, im Dauerdunkel, großer Hitze und Druck und komplett ohne Sauerstoff. Sie gewinnen ihre Energie und Nahrung stattdessen aus dem Gestein, Schwermetallen und Wasserstoff, Stickstoff oder Methan. Im Ozean wiederum hat sich eine ganze Lebenswelt an hydrothermalen Schloten entwickelt – auch hier im Dauerdunkel und in großer Hitze. Spezielle Enzyme helfen diesen Organismen dabei, ihren Stoffwechsel aufrechtzuerhalten, ohne dass ihre Eiweiße durch die Hitze denaturiert werden.
Und selbst harte Strahlung muss nicht unbedingt das Aus für Leben bedeuten, wie „Conan das Bakterium“ beweist. Diese Mikrobe, Deinococcus radiodurans, übersteht problemlos radioaktive Strahlung in Dosen, die zehntausendfach über dem für Menschen tödlichen liegen. Sein Überlebenstrick: Besonders leistungsfähige biochemische Reparaturmechanismen sorgen dafür, dass die Strahlenschäden an seinem Erbgut und anderen Biomolekülen so schnell wieder repariert werden wie sie entstehen.
Wenn schon bei uns solche Extremisten existieren, warum nicht auch auf Planeten und Monden mit ähnlich extremen Umweltbedingungen? Klar ist auf jeden Fall eines: Jeder Organismus, wie fremdartig er auch sei, wird an seine jeweilige Umwelt angepasst sein. Sie wird seine Physiologie, seine Lebensweise und auch sein Aussehen prägen. Wenn Astrobiologen erforschen, wie Aliens aussehen könnten, beginnen sie daher immer damit, deren Welt zu bauen. Denn kennen sie die Heimat der Außerirdischen, können sie auch – bis zu einem bestimmten Grad – vorhersagen, welche Merkmale diese haben.
Nadja Podbregar
Stand: 01.08.2014