Kamerun im August 1984: Paul Biya ist nach einer vorgezogenen Wahl alter und neuer Präsident der „Vereinigten Republik Kamerun“. Das Land hat gerade eine dramatische innenpolitische Krise mit einem Putschversuch von Anhängern des früheren Staatsoberhauptes Ahmadou Ahidjos überstanden. Das Niederschlagen des Aufstandes gelang jedoch erst nach tagelangen Kämpfen. Doch nicht nur auf der politischen Ebene gibt es Grund sich Sorgen zu machen.
Rund 600 Kilometer von der Hauptstadt Yaounde entfernt im Nordwesten Kameruns beschäftigt ein mysteriöses Phänomen Bevölkerung, Politiker und schließlich auch Wissenschaftler aus aller Welt. Hier befindet sich das stark vulkanisch geprägte Oku-Volcanic Field mit zahlreichen Maaren und basaltischen Aschekegeln, darunter auch der knapp 100 Meter tiefe Kratersee Lake Monoun.
Nebel des Todes
Am 15. August gegen 23.30 Uhr unterbricht ein ohrenbetäubender Lärm die Stille, dann ist es wieder ruhig. Stattdessen wabert eine riesige weißliche Wolke über die Wasseroberfläche, die sich später auch in den Uferregionen des Gewässers ausbreitet. Menschen, die mit ihr oberflächlich in Kontakt kommen, berichten später von einem bitteren, sauren Geruch, der von dem Nebel ausgeht.
Erst nachdem sich dieser Schleier am nächsten Morgen gegen 10.30 Uhr langsam verzieht, erkennt man das ganze Ausmaß der Katastrophe: Für insgesamt 37 Bewohner hat die Nacht fatale Folgen gehabt. Man findet sie tot in ihren Häusern in tiefergelegenen Regionen nahe des Sees. Woran sie gestorben sind, kann nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Offensichtlich jedoch sind sie erstickt. Eines aber ist merkwürdig: Alle Leichname weisen schwere Hautschädigungen auf, die wie Verbrennungen ersten Grades aussehen.
Was ist geschehen? Die wilden Spekulationen über die Ursache der Katastrophe reichen von dem Einsatz chemischer Waffen über einen Terroranschlag bis zum Abwurf einer Neutronenbombe. Aber alle ins Kalkül gezogenen Erklärungsversuche erweisen sich schnell als untauglich. Die ersten eilig herbeigerufenen Wissenschaftler, die an den See kommen, um das Ereignis zu untersuchen, haben deshalb auch eine andere Erklärung parat. Ihrer Meinung nach muss die ganze Sache mit dem See selbst zu tun haben. Dafür spricht auch die verwüstete Vegetation in einem 100 Meter breiten Streifen am östlichen Ende des Sees, die von einer mindestens fünf Meter hohen Flutwelle zu stammen scheint.
Könnte vielleicht ein Vulkanausbruch oder ein Erdbeben im See für die Katastrophe verantwortlich gewesen sein? Warum aber waren die Menschen dann qualvoll erstickt? Die versammelte Fachwelt ist zunächst ratlos.
Stand: 20.04.2003