Die Bewohner der Großstädte werden auch diejenigen sein, die als erste und am stärksten unter den Folgen von zunehmenden Hitzewellen und steigenden Sommertemperaturen leiden müssen. „Die Klimaprognosen sagen bereits voraus, dass solche Hitzeperioden in Zukunft der Normalfall sein werden“, sagt Monika Steinrücke. Und auch sintflutartige Regenfälle wird es den Prognosen nach künftig häufiger geben. Auch die Folgen solcher Starkregen sind in der Stadt stärker spürbar als auch dem Land, wo Boden und Vegetation einen Großteil des Wassers abpuffern können.
Großstädte müssen sich daher an die Herausforderungen des kommenden Klimas rechtzeitig anpassen. „Da besteht Handlungsbedarf“, sagt Steinrücke. Sie und ihre Kollegen forschen daher an Lösungen und Konzepten, die dabei helfen, das Klima der einzelnen Städte verträglicher zu machen. Als eines der ersten Projekte erarbeiteten die Forscher im letzten Jahr ein Klimaanpassungskonzept für Bochum. 2014 beginnen die RUB-Forscher bereits ein neues Projekt für die Stadt Neuss. Klimaanalysen haben sie bereits für die Städte Mülheim an der Ruhr, Oberhausen, Bottrop und Düsseldorf gemacht
Von der Klimaanalyse zum Konzept
Am Anfang jedes Klimaanpassungsprojekts ermitteln die Forscher, wo besonders anfällige Bereiche für Überhitzung in einer Stadt sind. Dafür nutzen sie bestehende Klimamessanlagen und stellen zusätzlich für einen kurzen Zeitraum über das gesamte Stadtgebiet verteilt mobile Klimastationen auf. Diese messen zum einen die Temperatur und zum anderen in zehn Metern Höhe die Windgeschwindigkeit und -richtung sowie in zwei Metern Höhe die Luftfeuchtigkeit.
Für ihre Messungen in Bochum nutzten die RUB-Wissenschaftler außerdem die einzige festinstallierte Klimastation Deutschlands, die es geschafft hat, mehr als hundert Jahre im innerstädtischen Bereich zu überdauern. In der Nähe des Stadtparks steht sie bereits seit 1888. Die Forscher konnten so die Entwicklung des Bochumer Klimas über die vergangenen 100 Jahre nachvollziehen. Ergänzt werden die Aufzeichnungen der Klimastationen mit Messfahrten durch das gesamte Stadtgebiet. Mit ihrem Messmobil erfassen sie während der Fahrt die Temperaturen und zwischendurch im Stand den Wind.
Mit den gesamten Daten und den Beobachtungen aus den Nebelexperimenten fertigen die Wissenschaftler dann eine Klimakarte für die Stadt an. Sie dient als Grundlage für die Entwicklung eines individuellen Anpassungskonzepts – denn jede Stadt ist anders.
RUBIN / Tabea Steinhauer, Ruhr-Universität Bochum
Stand: 27.06.2014