Diese Diva ist ein heißes Pflaster, und das ganz im Wortsinne: Eine Oberflächentemperatur von im Schnitt 480 Grad Celsius macht Venus zu einem einzigen Backofen. Gut, man hatte schon länger vermutet, dass es auf Venus etwas wärmer ist als auf der Erde, aber diese Messwerte der malträtierten sowjetischen Landeeinheiten waren dann doch ein Schock (Hitzeschlag). Auf dem Planeten ist seit Jahrmillionen ein Treibhauseffekt im Gange, der eine einst vielleicht wie die Erde von Wasser überflutete Venus in diese trockene Glutwüste verwandelt hat.
Am Beginn steht eine Irrmeinung: dass der Treibhauseffekt per se etwas Schlechtes ist. Treibhauseffekte, die im Übrigen nichts mit dem Effekt in einem Treibhaus zu tun haben, gibt es in allen planetaren Atmosphären mit Treibhausgasen. Solche Gase sind neben Kohlendioxiden auch Wasserdampf und viele andere; sie sind für sichtbares Licht durchlässig, absorbieren jedoch infrarote Strahlung und sorgen so dafür, dass planetare Oberflächen wärmer sind als sie es sonst wären. Fein, solange das in einem lebensfreundlichen Rahmen abläuft.
Im Falle der Diva Venus ist der wärmende Treibhauseffekt jedoch vernichtend außer Kontrolle geraten: Stärkere Sonneneinstrahlung im Zusammenspiel mit anderen Komponenten brachte die Ozeane, die gewaltige Mengen an Treibhausgasen eingeschlossen hielten, zum Kochen. Der dadurch freigesetzte Wasserdampf beschleunigte das Treibhauskarussell, die Temperatur stieg weiter, die Ozeane waren schließlich verdampft, und die Apokalypse setzte nun sogar an, durch chemische Reaktionen das im Gestein gebundene Kohlendioxid freizusetzen (»Sublimation«); die Temperatur stieg noch weiter, bis … ja, bis alles Kohlendioxid draußen war und sich die Atmosphäre langsam stabilisierte – aber zu welchem Preis: Aus Aphrodite war Hades geworden.
Bleibt ein Trost: keine Spur von dräuenden Wolken und glühenden Orkanen; auf der Venusoberfläche ist es hübsch hell und kaum windig.
Stand: 22.04.2005