Lange Zeit auszuruhen und seinen Reichtum zu genießen hat Marco Polo nach seiner Rückkehr indes nicht. Schon 1296 zieht er mit einem eigenen Schiff für Venedig in den Krieg gegen Genua. Schon bald aber wird er gefangen genommen. Fast drei Jahre lang halten ihn die Genueser anschließend an wechselnden Standorten im Kerker fest.
Doch die Haft hat für Marco Polo auch seine Vorteile. Endlich hat er Zeit und Gelegenheit seine Reiseerlebnisse aus mehr als 20 Jahren in Asien niederzuschreiben. Bei der Formulierung und Ausschmückung der zahlreichen Episoden hilft ihm der Schriftsteller Rustichello aus Pisa, der mit ihm von den Genuesen gefangen genommen worden ist. Marco Polo diktiert seine „Memoiren“ größtenteils frei aus dem Gedächtnis heraus, ansonsten kann er sich auf sein selbst verfasstes Tagebuch verlassen.
„Il Milione – Die Wunder der Welt“: In seinem Buch berichtet Marco Polo nicht nur über die Reichtümer und Schätze Asiens, es entsteht der erste echte systematische Reiseführer über den Fernen Osten. Als Kaufmann interessiert er sich verständlicherweise besonders für die Handelsmöglichkeiten, die sich für Europa im Fernen Osten ergeben könnten und schildert seine Hoffnungen in „Il Milione“ sehr genau. Über Kultur und Landessitten im Fernen Osten haben seine Erzählungen dagegen weniger zu bieten. Auch Sensationen wie die chinesische Mauer und der Teeanbau werden in „Il Milione“ erstaunlicherweise nicht erwähnt. Dafür würzt er seinen Asienbericht mit einer Vielzahl von Geschichten über angebliche Wunder, Zauberer oder Wettermacher, die mit der Realität wenig zu tun haben.
1299 wird Marco Polo schließlich aus Genueser Haft entlassen und lässt sich als wohlhabender Bürger in Venedig nieder. Er heiratet und wird Vater von drei Töchtern. 1324 schließlich stirbt der berühmteste Sohn Venedigs in seiner Heimatstadt ohne seine Sehnsucht nach den weit entfernten Gebieten im Reich der Mitte noch einmal stillen zu können…
Stand: 28.01.2002