Männer weinen nicht und Frauen sind ohnehin viel empfindlicher und wehleidiger – aber so wurden sie ja schließlich auch erzogen. Oder sind vielleicht in Wirklichkeit die Frauen die Tapferen? Immerhin sind sie es, die mehr oder weniger stoisch monatliche Krämpfe und den Schmerz des Kinderkriegens ertragen. Welche Variante stimmt und ob Erziehung, Prägung oder vielleicht doch die Biologie die entscheidende Rolle spielt, beginnen Forscher erst in letzter Zeit langsam zu ergründen.
Die Forscher der Universität von Michigan beispielsweise entdeckten in ihrem Experiment zur individuellen Schmerzreaktion Verblüffendes: Von den knapp 30 Probanden ihres Experiments waren es vor allem die Männer, deren Schmerzhemmsystem auf Hochtouren lief. Die 14 Frauen dagegen hatten nicht nur subjektiv mehr Schmerzen, ihre Endorphin-Ausschüttung war während des Schmerzreizes sogar gesunken anstatt anzusteigen wie erwartet.
Alles nur eine Sache der Hormone…?
Wie war das zu erklären? Waren die Hormone schuld? Alle Frauen waren zum Zeitpunkt des Versuchs in einer Phase ihres Menstruationszyklus, in dem das Geschlechtshormon Östrogen auf seinem monatlichen Tiefpunkt stand. Wurde dadurch vielleicht auch die Schmerzhemmung geschwächt? Zubieta testete dies, indem er den Versuch mit Frauen in einem anderen Zyklusstadium wiederholte und zusätzlich mit Frauen, die östrogenhaltige Hormonpräparate einnahmen.
Und tatsächlich: Die PET-Aufnahmen zeigten nicht nur eine deutlich stärkere Ausschüttung der körpereigenen Hemmstoffe, auch die Zahl der aufnahmefähigen mu-Opioidrezeptoren war bei diesen Frauen höher, ihr subjektives Schmerzempfinden dagegen gesunken. „Diese Ergebnisse, die auch durch größere Studien bestätigt wurden, deuten auf einen machtvollen Einfluss der weiblichen Hormone auf die Stress- und Schmerzreaktionen hin“, erklärt Zubieta.