Der Harz und seine Umgebung bieten nicht nur eindrucksvolle Landschaften, sie sind auch eine wahre Schatztruhe für Paläontologen, Erzsucher und vor allem Geologen. Denn die geologische Vielfalt ist hier sogar so groß, dass der Nordrand des Harzes im 19. Jahrhundert als die „klassische Quadratmeile der Geologie“ galt – rund 400 Millionen Jahre Erdgeschichte treten hier zutage.
„Es gibt in ganz Europa, vielleicht auf der ganzen Erde, kein Gebirge, welches auf so kleinem Raume eine so große Mannigfaltigkeit von Gesteinen aufweisen kann, wie der Harz“, schrieb Albrecht von Groddeck, Direktor der Bergakademie Clausthal, im Jahr 1871.

Auf dem Brocken
Zu den ältesten Zeugnissen der Vergangenheit gehört der Brocken. Diese mit 1.141 Metern höchste Erhebung Norddeutschlands ist vermutlich einer der bekanntesten Berge Deutschlands – und einer der geheimnisvollsten. Er galt schon im Mittelalter als Ort der Geisterwesen und bis heute umweht diesen Berg eine mystische Aura. Verwunderlich ist dies nicht, denn der Brocken ist häufiger nebelverhangen als jeder andere Ort in Deutschland. Zudem schuf die Verwitterung hier bizarre Formationen aus Granitblöcken, die die baumlose Brockenkuppe prägen. Die beiden bekanntesten Formationen, Teufelskanzel und Hexenaltar, beschrieb schon Johann Wolfgang von Goethe in seinem Werk Faust.
Lange glaubten Geologen, dass der Brockengranit bei der sogenannten varizischen Gebirgsbildung entstanden ist. Diese begann vor rund 400 Millionen Jahren, als die Urkontinente Gondwana und Laurussia miteinander kollidierten und dabei zwischen ihnen liegende Ozeanbecken emporgewölbt wurden. Doch 2011 enthüllte eine Analyse von Zirkon-Einschlüssen im Brockengranit, dass der Harzer Brocken offenbar nicht bei dieser Faltung gebildet wurde. Stattdessen entstand das Gebirge erst deutlich später – als vor rund 293 Millionen der aus Gondwana und Laurussia entstandene Riesenkontinent Pangäa wieder zerbrach.