Sieht man die braun-graue, matschige mit Wasserpfützen durchzogene Masse vor sich, so ist es kaum vorstellbar, dass sich hier auf einem Quadratmeter Boden mehr Lebewesen befinden, als im tropischen Regenwald.
Millionen von Kieselalgen, Tausende von kleinen Krebsen und massenhaft Muscheln, Schnecken und Würmer tummeln sich im Gemisch aus Sand und Schlick. In einem Wattbodenstück mit einer Größe von 100 x 100 Metern haben die Tiere eine Biomasse von drei bis zwölf Tonnen Nassgewicht.
Zweimal am Tag spült die Flut Nährstoffe und organisches Material – die Grundlage für die hohe pflanzliche und tierische Produktion – ins Watt. Die nährstoffreichen Sedimente lagern sich am Wattboden ab und bilden zusammen mit Kleinstlebewesen des Planktons eine gute Nahrungsgrundlage für die größeren Organismen.
Dieser natürliche Nahrungsreichtum lockt zahlreiche Tiere an. Wirbellose Organismen, zum Beispiel Muscheln, Krebse und Würmer, filtern bei Flut winzige Nahrungspartikel aus dem Meerwasser. Fische gehen auf Nahrungssuche, ebenso wie Seehunde.
Bei Ebbe bevölkern dann große Schwärme von Watvögeln, Seeschwalben und Möwen das Watt. Die Nahrungsauswahl ist groß – Muscheln, Krebse, Würmer – alles ist vorhanden.
Aber das Leben im Watt kann auch hart sein. Nahrung gibt es zwar reichlich, doch ständig schwankende Faktoren wie Wasserstand, Strömung, Salzgehalt oder Temperatur erfordern eine optimale Anpassung. Die Tiere, die hier leben haben gelernt mit dem Kommen und Gehen des Wassers zu leben.
Die Organismen im Wattenmeer leben nicht nur in einem anspruchsvollen Raum, auch die Zusammensetzung und Verteilung der Lebewesen und Gemeinschaften ist kompliziert und sehr dynamisch. Das kann langfristig für den Erhalt des Ökosystem Wattenmeer von Bedeutung sein.
Stand: 09.09.2005