„Der Killer ist der Mensch, der Hai das Opfer – nicht umgekehrt“, sagte Greenpeace-Fischereiexperte Jörg Siepmann im Oktober 2002 anläßlich der Eröffnung der Greenpeace-Ausstellung „Gejagte Jäger – von Menschen und Haien“ im Sea-Life Centre in Konstanz.
Doch dieser Paradigmenwechsel ist bislang an den Haifängern und den Betreibern der Fischereiflotten vollständig vorbei gegangen. Nachdem laut FAO-Angaben rund 70 Prozent der wirtschaftlich wichtigen Fischbestände zusammengebrochen oder zumindest völlig überfischt sind, hält man sich halt an die Arten, die noch in ausreichendem Maße Profit versprechen und vor allem nicht mit Fangrestriktionen belegt sind. Deshalb ist seit einigen Jahren ein regelrechter Hype auf die Haie zu verzeichnen.
Erste Erfolge beim Haischutz
Nachdem die Umweltschutzorganisationen bereits jahrelang ohne Erfolg auf die Bedrohung der Haie durch den Menschen hingewiesen haben, tut sich mittlerweile was in Sachen Haischutz. Es sind sogar bereits erste kleine Erfolge zu verzeichnen.
So hat beispielsweise die Washingtoner Artenschutzkonferenz CITES im Jahr 2002 nach hartem Ringen erstmalig zwei Haiarten und zwar den Riesen- und den Walhai zu geschützten Arten erklärt. Doch dies geht Organisationen wie Greenpeace noch längst nicht weit genug. Sie fordern „den grundsätzlichen Einsatz selektiver Fischereimethoden, die keine Beifänge mitsichbringen,“ und haben strenge Prinzipien für eine ökologisch verträgliche Fischerei aufgestellt.
IPOA-Sharks ins Leben gerufen
Und auch die FAO wurde 1999 aktiv. Sie rief eine IPOA-Sharks ins Leben, einen internationalen Aktionsplan zum Schutz und zur regulierten Befischung der Tiere, der allerdings bis heute kaum Unterstützung in den Ländern der Erde gefunden hat.
Greenpeace setzt auch deshalb auf Verbraucherinformation und appelliert an die Selbstverantwortung der Kunden keine aus gefährdeten Tierarten hergestellten Produkte wie Schillerlocken, Seeaal oder Haifischflossensuppe mehr zu kaufen. Ziel ist es den Fischern den wirtschaftlichen Anreiz zu nehmen, weiter auf die Jagd nach den Knochenfischen zu gehen.
Europäisches Managementsystem für Hai- und Rochenfischerei
Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und die Deutsche Elasmobranchier-Gesellschaft wollen zudem ein aktives europäisches Managementsystem für die Hai- und Rochenfischerei. Nach dem Vorbild der USA, Kanadas, Australiens, Neuseelands und Südafrikas soll sich der Fang direkt am Bestand an Haien in den jeweiligen Gewässern orientieren.
„Down under“ als Vorreiter beim Haischutz
Im Land „down under“ steht beispielsweise selbst angeblich menschenmordenden Weiße Hai mittlerweile unter strengem Schutz. Dies sorgt gelegentlich für kuriose Situationen, wie Ende Juni 2003 an der Ostküste in der Nähe von Sydney. Dort hatte sich ein Weißer Hai in einem Zuchtbecken für Tunfische breitgemacht und wollte das Feld partout nicht mehr räumen.
Um überhaupt sein persönliches „Tischlein-Deck-Dich“ zu erreichen, hatte er zuvor akrobatische Leistungen vollbracht, die ihm selbst viele Wissenschaftler nicht zugetraut hatten. So musste er beispielsweise einen mehrere Meter hohen Absperrungszaun im Sprung überwinden.
Da der Hai nicht getötet werden durfte und alle Tricks keinen Erfolg hatten, hielt der vier Meter lange Räuber die Besitzer der Fischfarm mehrere Tage lang in Atem. Erst einem eilig per Flugzeug herbeizitierten Spezialisten gelang es schließlich den Hai ins Meer zurückzulocken. Bilanz der Aktion: Zahlreiche verspeiste Tunfische und ein wohlgesättigter Weißer Hai, der weiter putzmunter im Meer seine Bahnen zieht.
Doch trotz einzelner Highlights in Sachen Haischutz ist das Schicksal der 400 Millionen Jahre alten Meeresräuber heute mehr als ungewiss. Geht die Hatz auf die Jäger der Meere jedoch so weiter wie bisher, könnten einige der wichtigsten Arten wie der Weiße Hai oder der Walhai schon bald aus den Ozeanen verschwunden sein…
Stand: 06.07.2003