Geodäsie
„Du bist ein Geo… – was?“ ist die weit verbreitete Reaktion auf ihre Berufsbezeichnung. Geodäten gehören zu den geowissenschaftlichen Disziplinen, die im Wortschatz der meisten Menschen schlichtweg nicht existieren. Dass schon Aristoteles 300 v. Chr. den Begriff der Geodäsie prägte, hilft ihnen da nur wenig. Geodäten sind – geht man vom ursprünglichen griechischen Wortstamm aus, diejenigen, die „die Erde teilen“. Sie erfassen und vermessen die Erdoberfläche und setzen – mithilfe modernster Rechnertechnik – diese Daten in Karten, Analysen oder Datenbanken um.
Für Jens Czaja, Mitarbeiter am Institut für Geodäsie, GIS und Landmanagement der TU München ist die Geodäsie eine faszinierende Mischung aus High-Tech und Natur. Einerseits forschen Geodäten an immer neuen, genaueren Messmethoden und -techniken: Sie entwickeln Instrumente für Forschungssatelliten, testen und verfeinern Navigations- und Ortungstechnologien oder arbeiten mit umfangreichen Geodatenbanken, andererseits hantieren sie auf Expeditionen oder im Feldversuch aber auch ganz handfest mit Messlatte, Laserpeilung und Lot.
Vertretern dieser Geowissenschaft kann man daher sowohl knietief im Schlamm archäologischer Ausgrabungstätten begegnen, aber auch von supermodernen Hochleistungsrechnern umgeben in einem Rechenzentrum einer Universität oder eines Forschungsinstituts. Sie sind jedoch nicht nur im Elfenbeinturm der Forschung zuhause, sondern arbeiten ebenso in vielen Ämtern und Behörden, wie auch in der privaten Wirtschaft. Als „Raummanager des 3. Jahrtausends“ sieht Czaja die Geodäten, denn, so der Forscher: „80 Prozent aller Informationen, die wir tagtäglich nutzen, haben einen Raumbezug. Ohne uns geht daher nicht viel – und trotzdem kennt man uns so wenig.“
Geoinformatik
Ganz ähnlich ergeht es ihrer unmittelbaren Nachbardisziplin, den Geoinformatikern. Sie sind einer der jüngsten Zweige am Baum der Geowissenschaften, entstanden mit dem Einzug des Computers und den immer leistungfähiger gewordenen Rechnern in die Forschung. Im Prinzip verarbeiten und analysieren Geoinformatiker die Daten, die die Vermessungsingenieure und Geodäten sammeln. Dabei nutzen sie heute Computerprogramme, mit deren Hilfe beispielsweise digitale Karten erstellt werden, aber auch die Beziehung verschiedener räumlicher Daten zueinander analysiert werden können.
Vor allem bei der Stadt- oder Umweltplanung, aber auch in vielen anderen raumbezogenen Branchen können Geoinformationssysteme nicht nur schnell Fragen beantworten wie: „Welche mögliche Eisenbahntrasse schneidet die wenigsten Naturschutzgebiete?“ oder „Wo bestehen noch Lücken bei der Verteilung von Krankenhäusern in einer Region?“. Sie können auch die beispielsweise für die Immobilienbranche wichtigen Informationen darüber, welche Vor- oder Nachteile ein möglicher Standort bezüglich Lage, Verkehrsanbindung oder Infrastruktur bietet analysieren und darstellen.
Und dies so, dass der Nutzer sich nicht durch unübersichtliche Zahlen- und Datenreihen quälen muss. Stattdessen präsentiert ihm der Geoinformatiker oder das System, dass er entwickelt hat, das Ergebnis in Form von übersichtlichen Karten oder Diagrammen.
Stand: 20.01.2002