Virologie

Hilfe gegen Herpes

Woran arbeiten Herpes-Forscher?

Herpesviren sind sehr ansteckend und eine Infektion nur schwer zu verhindern, weil sie nicht immer erkennbar ist. Dennoch gibt es einige Hilfsmittel gegen Herpes. Bei sichtbaren Bläschen ist vor allem Hygiene wichtig, um Schmierinfektionen zu vermeiden. Betroffene sollten die Stellen nicht aufkratzen, regelmäßig Hände waschen und keine anderen Menschen berühren. Küssen und Sex sollten vermieden werden.

Frau trägt mit einem Wattestäbchen Salbe auf ein Herpes-Bläschen an der Nase auf
Gegen einige, aber nicht alle Herpesviren gibt es Salben und Tabletten mit antiviralen Wirkstoffen. © Andrii Medvediuk / iStock

Herpes-Medikamente 2.0

Gegen einzelne Herpesviren – vor allem Herpes-simplex- und Varizella-Zoster-Viren – gibt es auch Tabletten und Cremes. Diese Virostatika können zwar die Vermehrung der Viren hemmen und dadurch die Symptome lindern und die Dauer des Ausbruchs begrenzen. Sie können die Viren jedoch nicht vollständig aus dem Körper eliminieren. Für andere Herpesviren fehlen wirksame Medikamente bisher.

Forscher arbeiten daher an neuen Wirkstoffen. Diese sollen die Vermehrung aller Herpesviren effektiv verhindern, indem sie grundsätzliche und universelle Mechanismen der humanen Herpesviren angreifen. Einige Ansätze setzen dabei darauf, das Ablesen der Virus-DNA und damit die Reaktivierung der Viren zu verhindern. Ein anderer Ansatz ist, den Zusammenbau der Virusbestandteile zu funktionsfähigen Viruspartikel zu verhindern. Eine neuere Technik setzt wiederum darauf, mit molekularen Attrappen die Viren am Eintritt in Nachbarzellen zu hindern (doi: 10.1002/anie.202309838).

Gentherapie gegen Herpes?

Wieder andere Forschungsgruppen arbeiten daran, die Virus-DNA zu sabotieren, indem sie mit der Genschere CRISPR/Cas9 gezielt schädliche Mutationen ins Virenerbgut einschleusen. Dadurch können sich die Viren ebenfalls nicht mehr vermehren und nicht reaktiviert werden.

Ähnlich funktioniert eine experimentelle Gentherapie, die derzeit an Tieren erforscht wird. „Wir verwenden ein Meganuklease-Enzym, das an zwei verschiedenen Stellen in die DNA des Herpesvirus schneidet“, erklärt Martine Aubert vom Fred Hutch Cancer Center in Seattle. „Diese Schnitte schädigen das Virus so sehr, dass es sich nicht selbst reparieren kann. Dann erkennen die körpereigenen Reparatursysteme die beschädigte DNA als fremd und beseitigen sie.“ Sollte dieser Ansatz sich in klinischen Studien bewähren, würden dadurch erstmals Herpesviren wieder aus unserem Körper entfernt (doi: 10.1038/s41467-024-47940-y).

Impfstoffe gegen EBV im Test

Eine Forschungsgruppe des Start-Ups EBViously arbeitet derweil an einem Impfstoff gegen das Epstein-Barr-Virus (EBV). Er basiert auf leeren Virushüllen ohne viraler DNA und hat in Tierversuchen bereits für eine Immunantwort gesorgt. Das neuartige Vakzin soll noch 2024 in klinischen Studien erprobt werden.

Einen weiteren Impfstoff-Kandidaten gegen EBV testen die National Institutes of Health bereits seit rund zwei Jahren in einer laufenden klinischen Studie. Das Vakzin besteht aus Nanopartikeln, die ein Oberflächenprotein des Virus enthalten. Sollte einer dieser experimentellen Impfstoffe sich als sicher und wirksam erweisen, wäre es nach dem Varizella-Zoster-Virus erst die zweite Impfung gegen ein humanes Herpesvirus. Das könnte viel Leid ersparen.

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Herpes: Mehr als nur Ausschlag
Eine schrecklich nette Virusfamilie

Die Herpes-Familie
Herpesviren bei Mensch und Tier

Wann die lästigen Bläschen gefährlich werden
Von Lippenherpes bis Gürtelrose

Herpes und Krebs
Tumore durch Epstein-Barr-Virus und Co

Herpesviren unter Generalverdacht?
Alzheimer, Long Covid und andere mögliche Herpes-Spätfolgen

Hilfe gegen Herpes
Woran arbeiten Herpes-Forscher?

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