Mehr als eine Milliarde Objekte von über zehn Metern Durchmesser kreuzen die Umlaufbahn der Erde, so lauten die neuesten Schätzungen der Astronomen. Von diesen Erdbahnkreuzern sind etwa eine Million über 100 Meter und noch rund 2000 über einen Kilometer groß. Damit liegt die Zahl der potentiell gefährlichen erdnahen Himmelskörper um das zehn bis hundertfache höher, als noch in den achtziger Jahren angenommen.
Der bisher knappste Beinahezusammenstoß mit einem himmlischen Geschoß ereignete sich 1994 als der Planetoid 1994XM1 in einem Anstand von nur 100 000 Kilometern an der Erde vorbeiflog. Die meisten solcher nahen Vorüberflüge wurden erst im Nachhinein entdeckt.
Doch woher stammen diese zusammenfassend als „Near-Earth-Objects“ (NEOs) bezeichneten Himmelskörper? Die bisher auf der Erde gefundenen Meteoriten sind sich in ihrer Zusammensetzung teilweise extrem ähnlich. Forscher gehen daher davon aus, daß sie Bruchstücke von nur etwa 50 bis 60 verschiedenen Ursprungskörpern sein müssen. Die Mehrzahl dieser Trümmerstücke scheint aus dem Planetoidengürtel zwischen Mars und Jupiter zu stammen.
Während die meisten in diesem Gürtel kreisenden Gesteinsbrocken stabil auf ihren Bahnen bleiben, haben einige eine Umlaufzeit um die Sonne, die sie regelmäßig in den Einflußbereich des Jupiter bringt. In bestimmten Bereichen ihrer Umlaufbahn können sie so in eine instabile Region geraten, in der schon kleinste Einflüsse genügen, um sie abzulenken. Bei Kollisionen zwischen den Planetoiden werden die Splitter dieser Zusammenstöße aus dem Planetoidengürtel hinausgeschleudert und können auf Kollisionskurs mit der Erde gehen.
In Computersimulationen haben Wissenschaftler versucht, diesen Effekt nachzubilden. Nach diesen Berechnungen wird in den kommenden 100 Jahren alle vier Tage ein Vorbeiflug eines Planetoiden in unter 0,01 astronomischen Einheit stattfinden, einmal im Jahr sogar eine Begegnung unter 0,001 astronomischen Einheit. (Eine astronomische Einheit entspricht dem mittleren Abstand Erde-Sonne = 149,6 Millionen Kilometern).
Rund ein Drittel aller bekannten Meteoriteneinschläge auf der Erde gehen nicht auf Asteroiden – kleinere Planetoiden – zurück, sondern sind auf Kometen zurückzuführen. Im Gegensatz zu Asteoiden sind Kometen keine massiven Brocken aus Stein oder Eisen, sondern ein „kosmischer Schneeball mit Schweif“. Nach der zuerst vom amerikanischen Astronomen Fred Lawrence Whipple aufgestellte Hypothese besteht der Kern eines Kometen aus einem Komglomerat aus gefrorenem Wasser und anderen Substanzen, vermischt mit Stein- und Staubteilchen.
Die Hitze der Sonne läßt einen Teil des eisigen Materials verdampfen und diese austretenden Gase bilden den oft auch von der Erde aus deutlich sichtbaren Kometenschweif. 1986 bestätigte die europäische Raumsonde Giotto diese Hypothese Whipples: Sie flog dem Kometen Halley entgegen und passierte seinen Kern in nur 596 Kilometern Entfernung. Die dabei gemachten Aufnahmen einer Hochleistungkamera zeigten deutlich erkennbare Gasfontänen, die aus dem Kern austraten. Lange Zeit waren Wissenschaftler auf der Suche nach dem Ursprung der erdnahen Kometen. Inzwischen vermutet man, daß die Oortsche Wolke, eine Ansammlung von Staub und inaktiven Kometen, die unser Sonnensystem umgibt, eine Art Reservoir darstellt. Sterne oder Gaswolken, die unser Sonnensystem passieren, könnten durch ihr Schwerefeld einige der Kometen aus der Wolke ins Innere des Sonnensystems ablenken.
Einige von ihnen können durch die Planeten weiter abgelenkt werden, ihre Bahn wird instabil und kann sich so ändern, daß sie irgendwann auf einem Mond oder Planeten einschlagen. Eines der spektakulärsten Beispiele für einen solchen Kometenabsturz war der Einschlag des Kometen Shoemaker-Levy-9 auf dem Jupiter im Jahr 1994. Neueste Untersuchungen deuten an, daß die Erde einem fortwährenden Regen aus kleinsten Kometen, einer Art kosmischer Schneeballschlacht, ausgesetzt sein könnte. Aufnahmen der Atmosphäre zeigten wasserdampfhaltige dunkle Flecken in der obersten Atmosphärenschicht, die vermutlich von verdampften Minikometen hinterlassen worden sind.
Stand: 19.01.2002