Bizarre Felsformationen aus Basalt- und Sandstein, tiefe Täler und Schluchten, riesige Höhlen, üppige Vegetation und eine reiche Tierwelt: Dies alles wartet auf uns beim nächsten Halt auf der Südafrika-Tour in den Drakensbergen. Der Gebirgszug reicht vom Krüger-Nationalpark im Norden bis hin zur so genannten Garden Route an der Südküste Südafrikas und ist rund 1.000 Kilometer lang. Der mächtigste Gipfel der Drakensberge liegt aber im Königreich Lesotho. Er heißt „Thabana Ntlenyana“ – schöner kleiner Berg – und ist 3.482 Meter hoch.
Die Drakensberge sind überzogen mit einer bis zu 1.400 Meter dicken, stabilen Basaltschicht, unter der sich leicht erodierbarer Sandstein befindet. Wissenschaftler gehen deshalb davon aus, dass sie relativ zügig vollständig eingeebnet werden, sobald die schützende Basaltkappe verschwunden ist. Doch das kann noch ein paar Millionen Jahre dauern. Denn Wind, Frost und Wasser arbeiten zwar unermüdlich am Gestein, aber die Folgen zeigen sich nur langsam.
Ein Amphitheater der besonderen Art
Eines der spektakulärsten geologischen Phänomene der Drakensberge ist zweifelsohne das so genannte Amphitheater im Royal Natal National Park. Dabei handelt es sich um eine rund fünf Kilometer lange, sichelförmige Gebirgsregion, deren Basaltwände bis zu 1.220 Meter nahezu senkrecht in den Himmel aufragen. Als wäre dies noch nicht genug, findet man genau hier auch noch die zweithöchsten Wasserfälle der Erde. Die so genannten Tugela Falls stürzen über die Abbruchkante des Amphitheaters in mehreren Stufen fast 950 Meter tief ins gleichnamige Tal hinab.
Dem Amphitheater ernsthafte Konkurrenz als Naturspektakel und Touristenmagnet macht allerdings der Blyde River Canyon. Hier hat sich der gleichnamige Fluss im Laufe der Erdgeschichte auf einer Strecke von 26 Kilometern sein Bett in den Untergrund gefräst. Mit dem roten Sandstein und den bis zu 800 Meter tiefen Schluchten gehört er zu den größten Naturwundern Afrikas überhaupt.
Felsen als Leinwand
Zu einem Fall für die UNESCO-Welterbeliste wurden die Drakensberge aber nicht nur durch eine Bergwelt von atemberaubender Schönheit, sondern auch durch das Wirken von Menschen. Das Volk der San, das lange Zeit in den „Bergen der Drachen“ lebte, hat dort in Höhlen und an Überhängen unzählige, Jahrtausende alte Felszeichnungen hinterlassen. Diese sind einzigartig in ihrer Qualität und Vielseitigkeit. Dargestellt – oft in rot, gelb und rotbraun – sind nicht nur verschiedene Tiere, Menschen und Jagdszenen, sonder auch Geister und andere Motive mit ritueller oder magischer Bedeutung. Berühmt für ihre Felsmalerein sind beispielsweise der Berg „Giant’s Castle“ und „Shelter Cave“ in den südlichen Drakensbergen.
Diamantenrausch in Kimberley
Es misst 460 Meter im Durchmesser, ist fast genauso tief und in etwa so groß wie 24 Fußballfelder: Das riesige Loch inmitten des Ortes Kimberley gehört zu den spektakulärsten Phänomenen, die Südafrika zu bieten hat. Jahr für Jahr strömen tausende von Touristen hierher, um das „Big Hole“ direkt in Augenschein zu nehmen oder sich im Visitors Center über die Geschichte dieser Landschaftsattraktion zu informieren. Und die hat es durchaus in sich. Alles begann mehr oder weniger mit einem Zufall. Ein gewisser Fleetwood Rawstorne entdeckte im Juli 1871 die ersten Diamanten auf einer Farm. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand, dass die zweikarätigen Edelsteine aus einer Lagerstätte stammten, die sich in den nächsten Jahren als eine der ergiebigsten weltweit entpuppen würde.
Denn die Funde auf dem kleinen Hügel, dem so genannten Colesberg Koppje, sorgten für einen Diamantenrausch, wie ihn die Welt bis dahin noch nicht gesehen hatte. Zehntausende von Schürfern, boomende Zeltstädte und der Traum vom Reichwerden: Der neue Ort Kimberley entwickelte sich im Verlauf der nächsten Jahrzehnte zum Nabel der Diamantenwelt. Die Invasion der „Digger“ sorgte aber auch dafür, dass das Aussehen der Landschaft um den Colesberg Koppje komplett verändert wurde. Mit Schaufel und Spitzhacke bewaffnet, trugen die Edelsteinsucher den Hügel zunächst komplett ab und gruben sich anschließend immer tiefer in die Erde vor. Schicht um Schicht wurde das Diamanten führende Kimberlit-Gestein entfernt und von seiner wertvollen Fracht befreit. 50, 100, 150 Meter: Dem Wachstum der längst „Big Hole“ genannten Mine schienen keine Grenzen gesetzt.
Handarbeit ist Trumpf
37 Jahre lang kämpften sich die Arbeiter ohne jede maschinelle Hilfe in die Tiefe und erreichten dabei eine Tiefe von 220 Metern unter der Erdoberfläche. Ab 1908 ging dann die Diamantensuche im Untertagebergbau weiter und der Schacht der Mine endete letztlich erst nach erstaunlichen 1.070 Metern. 1914 kam dann das Aus für das Big Hole, die Mine wurde wegen mangelnder Rentabilität geschlossen. Die Gesamtbilanz jedoch war erstaunlich. Insgesamt 2.722 Kilogramm Diamanten holten die Schürfer dort aus dem Boden. Das entspricht 14,5 Millionen Karat. Der Wert: 40 Milliarden Euro.
Über all De Beers
Das Big Hole ist zwar der berühmteste Ort in Südafrika an dem Diamanten im Erdboden schlummer(te)n, aber beileibe nicht der einzige. Der Marktführer weltweit in Sachen Diamanten, das Unternehmen De Beers, betreibt heute in verschiedenen Teilen des Landes insgesamt sieben Minen um die vorhandenen Lagerstätten auszubeuten. Südafrika ist damit weiterhin einer der größten Produzenten von Naturdiamanten auf der Erde.
Dieter Lohmann
Stand: 21.05.2010