Eines der Rätsel rund um die Minoer ist ihr Ursprung: Woher die Begründer dieser Hochkultur einst kamen, ist umstritten. Klar ist, dass die ersten Menschen die Insel Kreta vor etwa 9.000 Jahren erreichten. Zu dieser Zeit begann im Nahen Osten gerade die neolithische Revolution – der Wandel von Jäger- und Sammler-Kulturen zu sesshaften Bauern. Vom fruchtbaren Halbmond und Kleinasien aus breitete sich die Landwirtschaft in den folgenden Jahrtausenden allmählich über ganz Europa aus.
{1l}
Vom Dorf zum Palast
Auch die ersten Bewohner Kretas gehörten schon zu diesen frühen steinzeitlichen Bauern. Sie lebten, wie für ihre Zeit typisch, in eher kleineren Siedlungen zusammen und hatten offenbar zunächst wenig Ambitionen auf mehr. Doch etwa ab 3500 vor Christus, in der frühen Bronzezeit, wandelte sich das Bild: Archäologische Funde deuten darauf hin, dass die Bevölkerungsdichte damals sehr schnell stark zunahm. Immer mehr Siedlungen entstehen nun und breiten sich aus, außerdem tauchen erstmals Kuppelgräber, sogenannte Tholoi, im Süden Kretas auf.
Ab etwa 2000 vor Christus erbauen die Minoer die ersten Paläste, unter anderem in Knossos, Malia und Phaistos. Um diese Anlagen herum entstehen jetzt größere Städte – komplexe Siedlungszentren mit Straßen, einem Entwässerungssystem und Gebäuden mit ganz unterschiedlichen Funktionen. Ihre Bewohner beginnen, eine Schrift zu entwickeln und zu nutzen – davon zeugen Siegel aus dieser Zeit. Die minoische Hochkultur ist geboren.