Als der Vandalenkönig Geiserich im Jahr 477 mit 88 Jahren stirbt, hinterlässt er ein Volk, das sowohl geografisch wie kulturell einen weiten Weg hinter sich hat: Aus den einst in Holzhütten lebenden ostgermanischen Bauern und Viehzüchtern ist unter seiner Herrschaft ein zivilisiertes und mächtiges Reich geworden – ein Königreich, das sogar die Römer fürchten.
Eine unabhängige Macht
Zwar schaffen es Geiserichs Nachfolger nicht, an die großen Erfolge ihres Vorgängers anzuknüpfen. Dennoch bleibt das Königreich der Vandalen in Nordafrika mehr als 100 Jahre bestehen – trotz mehrerer Versuche der Römer, ihre verlorenen Provinzen wiederzugewinnen. „Das vandalische Regnum gehörte neben dem ostgotischen Italien zu den erfolgreichsten Staatsgebilden, die unter der Führung einer neuen Militärelite aus römischen Provinzen hervorgegangen waren“, schreibt der österreichische Historiker Roland Steinacher.
Durch geschicktes Taktieren, kriegerische Erfolge und die Abhängigkeit Roms von ihren landwirtschaftlichen Erzeugnissen verschaffen sich die Vandalen eine solide Machtbasis im Europa der Spätantike. Ihre Unabhängigkeit von Rom demonstrieren die Vandalenkönige unter anderem durch eine eigene Zeitrechnung, die mit dem Fall Karthagos im Jahr 429 beginnt. Zudem behalten sie zwar das römische Währungssystem und dessen Goldmünzen bei, prägen aber eigene Silber- und Kupfermünzen.

Anpassung als Schlüssel zum Erfolg
Eines der Geheimnisse ihres Erfolges ist nach Ansicht vieler Historiker die Anpassungsfähigkeit und Toleranz der Vandalen: Sie übernahmen zwar die Herrschaft über die römischen Provinzen, behielten aber das Gemeinwesen, die Verwaltung und die etablierten kulturellen Errungenschaften der Römer größtenteils bei und führten sie weiter. Die einstigen Germanen sprachen nun Latein, aßen römische Speisen und waren auch sonst vermutlich kaum mehr von den Römern zu unterscheiden.