Was sich wohl jeder von der Hirnforschung erhofft, sind bessere Behandlungsmöglichkeiten für neurologische und psychiatrische Erkrankungen wie Epilepsie, Alzheimersche und Parkinsonsche Krankheit oder Schizophrenie. Immer häufiger werden die neuen, für den Patienten äußerst schonenden bildgebenden Verfahren auch in der Diagnostik und zur Therapiesteuerung eingesetzt.
Im Forschungszentrum Jülich kommt es nicht nur auf den Einsatz der vorhandenen Methoden in Neurologie und Psychiatrie an, es werden auch neue Verfahren entwickelt. So dehnt sich das Einsatzgebiet der PET durch radioaktiv markierte Substanzen, die im „heißen“ Trakt des Instituts für Nuklearchemie (NC) „maßgeschneidert“ werden, zunehmend auf die Rezeptorforschung aus.
Bereits in den 80er Jahren fand man hier einen Syntheseweg, um einen der wichtigsten Positronenstrahler – 18Fluordesoxyglukose – schnell und wirtschaftlich zu produzieren. Hohe Erwartungen werden momentan an das Edelgas Xenon geknüpft, das bei Magnetresonanzstudien bislang verborgene Strukturen sichtbar machen soll.
Informationsverarbeitung findet aber nicht nur im Gehirn, sondern überall im Körper statt. Jede Zelle tauscht „Nachrichten“ mit ihren Nachbarn au. Forscher des Instituts für biologische Informationsverarbeitung (BI) sind bestrebt, diese biochemischen und elektrischen Signale zu entschlüsseln. Meist haben Eiweiße eine Schlüsselfunktion. Eine Gruppe davon – die GARP-Proteine – scheint beispielsweise maßgeblich an der Regulierung der Zellaktivität in den lichtempfindlichen Stäbchenzellen der Netzhaut zu sein.
Noch zahlreichen Wissenschaftlergenerationen wird das Gehirn fragen in Hülle und Fülle bieten. Immer detailliertere Bilder und Daten, aber vor allem neue Konzepte werden beweisen, was Hippokrates vor 2.400 Jahren schon annahm: „die geistigen Fähigkeiten des Menschen haben ihren Sitz an verschiedenen Stellen des Gehirns.“
Stand: 16.03.2001