Raffinierter Zucker hat keinen guten Ruf. Die weiße Verlockung ist schlecht für die Zähne, schlecht für die Figur und schlecht für den Blutzuckerspiegel. Wie gut, dass es gesunde Alternativen gibt. Das denken sich wohl viele Verbraucher – und greifen immer öfter zu Ahornsirup, Agavendicksaft oder Honig.
Weniger Kalorien
Die alternativen Süßmacher gelten als natürlich und werden besonders gerne in Bioprodukten verwendet. Tatsächlich wirken sich Sirup, Dicksaft und Honig ernährungsphysiologisch jedoch kaum besser aus als herkömmlicher Haushaltszucker.
Zwar stimmt es, dass manche der Zuckeralternativen bei gleicher oder stärkerer Süßkraft etwas weniger Kalorien haben – zum Beispiel Agavendicksaft. Um Kalorien-Leichtgewichte handelt es sich trotzdem nicht. Zum Vergleich: Agavensirup kommt auf gut 300 Kilokalorien pro 100 Gramm. Äpfel enthalten rund fünfzig.
Schlecht für die Zähne
Anders als im raffinierten Produkt stecken in Dicksaft & Co zudem Vitamine und Mineralstoffe. Honig etwa enthält unter anderem Vitamin C, Kalium, Magnesium, Calcium und Eisen. Diese gesunden Zusatzstoffe machen allerdings einen verschwindend kleinen Anteil aus und fallen kaum ins Gewicht. Der große Rest ist Wasser (20 bis 40 Prozent) plus Zucker (bis zu 80 Prozent) – hauptsächlich in Form von Glukose und Fruktose, also jenen Zuckerarten, aus denen auch Haushaltszucker aufgebaut ist.
Grundsätzlich sind deshalb auch die alternativen Süßmacher bei übermäßigem Konsum gesundheitsschädlich, können den Blutzuckerspiegel in die Höhe treiben und dick machen. In punkto Zahngesundheit schneiden Sirupe, Dicksäfte und Honig sogar schlechter ab als raffinierter Zucker. Wegen ihrer klebrigen Konsistenz haften sie oft länger an den Zähnen und dringen gut in die Zahnzwischenräume ein. Bakterien haben so mehr Zeit für ihr zerstörerisches Werk.
Maßhalten – auch bei Stevia
Anders verhält es sich mit Stevia. Süßende Extrakte aus den Blättern der lateinamerikanischen Pflanze sind 300mal süßer als Zucker, enthalten aber keine Kalorien und beeinflussen weder den Blutzucker noch die Kariesbildung.
Die sogenannten Steviolglykoside dürfen seit Dezember 2011 als Süßungsmittel bei der Herstellung von Lebensmitteln eingesetzt werden. Auf der Zutatenliste tauchen sie unter dem Kürzel E960 auf. Mit dem pflanzlichen Ausgangsprodukt hat der Süßstoff jedoch kaum noch etwas zu tun. Das weiße Pulver wird im Labor extrahiert und durch den Einsatz von Chemikalien hergestellt.
Trotz seiner Vorteile in Bezug auf Kaloriengehalt und Karies ist Stevia nicht uneingeschränkt empfehlenswert. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit rät derzeit, eine tägliche Höchstmenge von vier Milligramm Stevia pro Kilogramm Körpergewicht nicht zu überschreiten.
Wer viel auf Steviaprodukte zurückgreift, kann diese Dosis jedoch schnell erreichen, warnen Experten. Zudem sind längst nicht alle Steviaprodukte frei von Zucker. Oftmals wird nur ein kleiner Teil ersetzt. Das liegt auch an dem etwas eigenwilligen Geschmack des Süßstoffs.
Geschmacksache ist letztlich auch, auf welchen Süßmacher die Wahl fällt. Denn keine der vermeintlich gesunden Zuckeralternativen ist ein Freifahrtschein zum Naschen. Ob Haushaltszucker, Honig, Agavendicksaft oder Stevia – maßhalten sollte man mit allen.
Daniela Albat
Stand: 15.04.2016