Medizin

Honig, Agavendicksaft & Co: „Gesunder Zuckerersatz“

Auch alternative Süßmacher haben es in sich

Raffinierter Zucker hat keinen guten Ruf. Die weiße Verlockung ist schlecht für die Zähne, schlecht für die Figur und schlecht für den Blutzuckerspiegel. Wie gut, dass es gesunde Alternativen gibt. Das denken sich wohl viele Verbraucher – und greifen immer öfter zu Ahornsirup, Agavendicksaft oder Honig.

Haushaltszucker hat einen schlechten Ruf © freeimages

Weniger Kalorien

Die alternativen Süßmacher gelten als natürlich und werden besonders gerne in Bioprodukten verwendet. Tatsächlich wirken sich Sirup, Dicksaft und Honig ernährungsphysiologisch jedoch kaum besser aus als herkömmlicher Haushaltszucker.

Zwar stimmt es, dass manche der Zuckeralternativen bei gleicher oder stärkerer Süßkraft etwas weniger Kalorien haben – zum Beispiel Agavendicksaft. Um Kalorien-Leichtgewichte handelt es sich trotzdem nicht. Zum Vergleich: Agavensirup kommt auf gut 300 Kilokalorien pro 100 Gramm. Äpfel enthalten rund fünfzig.

Schlecht für die Zähne

Anders als im raffinierten Produkt stecken in Dicksaft & Co zudem Vitamine und Mineralstoffe. Honig etwa enthält unter anderem Vitamin C, Kalium, Magnesium, Calcium und Eisen. Diese gesunden Zusatzstoffe machen allerdings einen verschwindend kleinen Anteil aus und fallen kaum ins Gewicht. Der große Rest ist Wasser (20 bis 40 Prozent) plus Zucker (bis zu 80 Prozent) – hauptsächlich in Form von Glukose und Fruktose, also jenen Zuckerarten, aus denen auch Haushaltszucker aufgebaut ist.

Klebrige Alternative zum raffinierten Zucker: Ahornsirup © Dvortygirl/ CC-by-sa-3.0

Grundsätzlich sind deshalb auch die alternativen Süßmacher bei übermäßigem Konsum gesundheitsschädlich, können den Blutzuckerspiegel in die Höhe treiben und dick machen. In punkto Zahngesundheit schneiden Sirupe, Dicksäfte und Honig sogar schlechter ab als raffinierter Zucker. Wegen ihrer klebrigen Konsistenz haften sie oft länger an den Zähnen und dringen gut in die Zahnzwischenräume ein. Bakterien haben so mehr Zeit für ihr zerstörerisches Werk.

Maßhalten – auch bei Stevia

Anders verhält es sich mit Stevia. Süßende Extrakte aus den Blättern der lateinamerikanischen Pflanze sind 300mal süßer als Zucker, enthalten aber keine Kalorien und beeinflussen weder den Blutzucker noch die Kariesbildung.

Extrakte aus den Blättern der Stevia-Pflanze sind 300mal süßer als Zucker © Plenuska/ CC-by-sa-4.0

Die sogenannten Steviolglykoside dürfen seit Dezember 2011 als Süßungsmittel bei der Herstellung von Lebensmitteln eingesetzt werden. Auf der Zutatenliste tauchen sie unter dem Kürzel E960 auf. Mit dem pflanzlichen Ausgangsprodukt hat der Süßstoff jedoch kaum noch etwas zu tun. Das weiße Pulver wird im Labor extrahiert und durch den Einsatz von Chemikalien hergestellt.

Trotz seiner Vorteile in Bezug auf Kaloriengehalt und Karies ist Stevia nicht uneingeschränkt empfehlenswert. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit rät derzeit, eine tägliche Höchstmenge von vier Milligramm Stevia pro Kilogramm Körpergewicht nicht zu überschreiten.

Wer viel auf Steviaprodukte zurückgreift, kann diese Dosis jedoch schnell erreichen, warnen Experten. Zudem sind längst nicht alle Steviaprodukte frei von Zucker. Oftmals wird nur ein kleiner Teil ersetzt. Das liegt auch an dem etwas eigenwilligen Geschmack des Süßstoffs.

Geschmacksache ist letztlich auch, auf welchen Süßmacher die Wahl fällt. Denn keine der vermeintlich gesunden Zuckeralternativen ist ein Freifahrtschein zum Naschen. Ob Haushaltszucker, Honig, Agavendicksaft oder Stevia – maßhalten sollte man mit allen.

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. 7
  16. |
  17. 8
  18. |
  19. 9
  20. |
  21. 10
  22. |
  23. weiter

Daniela Albat
Stand: 15.04.2016

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Ernährungs-Mythen
Essens-Irrtümer im Faktencheck

"Vegetarier ernähren sich gesünder"
Wie schädlich ist Fleisch wirklich?

"Weizen macht krank"
Der Mythos vom bösen Getreide

Vitamine: "Je mehr desto besser"
Warum hochdosierte Vitaminpräparate unnütz sind

"Milch ist schädlich"
Pauschale Angst vor Kuhmilch ist unbegründet

"Schokolade macht glücklich – und ist gesund"
Kakaohaltige Süßigkeit taugt nicht als Medizin

Honig, Agavendicksaft & Co: "Gesunder Zuckerersatz"
Auch alternative Süßmacher haben es in sich

"Light-Produkte sind gut für die schlanke Linie"
Über ein falsches Versprechen

"Low-Carb ist besser als Low-Fat"
Warum die Diätform für den Abnehmerfolg egal ist

"Maßvoller Alkoholkonsum ist gesund"
Die Mär vom lebensverlängerndem Gläschen

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

Ebnete Fleisch den Weg zum Menschen?
Wandel des Speiseplans und Werkzeuge machten unsere Vorfahren menschenähnlicher

Bio-Milch und Bio-Fleisch sind gesünder
Ökologisch erzeugte Lebensmittel enthalten mehr Omega-3-Fettsäuren und fettlösliche Vitamine

Opas Essen macht unsere Darmflora arm
Die Ernährung unserer Großeltern und Eltern beeinflusst auch unser Mikrobiom

Gesundes Frühstück verbessert Schulnoten
Studie zeigt langfristigen Zusammenhang zwischen schulischer Leistung und gesunder Ernährung

Wie ernährt sich die Welt im Jahr 2050?
Online-Tool erstellt Zukunftsszenarien für den Nahrungsmittelbedarf im 21. Jahrhundert

Ab wann ist "Das esse ich nicht!" schädlich?
Schon mäßig wählerisches Essverhalten bei Kindern kann zu Gesundheitsproblemen führen

Ernährung beeinflusst unsere innere Uhr
Erhöhter Fettanteil in der Nahrung verändert Rhythmen von Genen und Stresshormonen

Dossiers zum Thema