Werden Pflanzen angefressen, können sie innerhalb von wenigen Stunden oder Tagen ihren Vorrat an chemischen „Waffen“ in den Blättern oder Stängeln um ein Vielfaches erhöhen. Auch Pflanzen, die nicht ständig über ein Arsenal an Abwehrstoffen verfügen, stellen bei Bedarf schnell auf Verteidigung um. Dies wissen Forscher schon seit einiger Zeit. Mittlerweile haben sie jedoch auch die wichtigsten Stationen des biochemischen Signalwegs aufgeklärt, der zur Produktion von Giftstoffen, Düften oder Zuckerüberzügen führt:
Beispiel Blattnektar der Ameisenpflanzen
Auslöser der Blattnektarproduktion der Ameisenpflanzen als Reaktion auf Fraßschäden sind bestimmte Substanzen im Speichel der Pflanzenfresser. Welche Wirkstoffe dabei die entscheidende Rolle spielen, wird zurzeit noch erforscht.
Die Pflanze antwortet auf die Speichelreize mit der Produktion von Jasmonsäure, einem bekannten pflanzlichen Botenstoff. Dieser gibt dann die Meldung „Vorsicht Feind frisst“ an die Zielorgane für die Zuckerproduktion – beispielsweise die Wurzel – weiter. Dort werden die grundlegenden Substanzen für die Blattnektare hergestellt und dann über die Leitungsbahnen der Pflanze an die Blätter „verschickt“.
Dieser Signalweg funktioniert in der Regel einwandfrei und benötigt keine lange Anlaufzeit. Bei Freilandstudien in West-Malaysia konnten Wissenschaftler bereits eine halbe Stunde nach Schädigung der Ameisenpflanzen einen rapiden Anstieg der Jasmonsäure-Konzentration in den Blättern nachweisen. Nur wenig später lief auch die Produktion von Nektar bereits auf Hochtouren. Nach drei Stunden wimmelte es dann schon von Ameisen und Fliegen auf den Pflanzen, die „ihre“ Nektarien gegen die Fraßfeinde verteidigten.