Regionen

Hungern und Frieren für Ruhm und Ehre

Auf dem Weg zum Südpol

Davids Team hisst die Flagge © Antarctic Philately

Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts konzentrieren sich die Bemühungen der Forscher und Entdecker mehr und mehr auf die Pole. Angetrieben von der Begeisterung der Öffentlichkeit will jeder der erste an einem der beiden Pole sein. Den ersten Versuch startet 1901 Robert Falcon Scott mit einer britischen Marine-Expedition und dem Schiff „Discovery“. Nach einer Überwinterung am „Hut Point“ auf der Rossinsel gelingt es ihm und seinen Begleitern dem Pol bis auf 720 Kilometer nahezukommen, bevor sie, von Wetter und Hunger besiegt, umkehren müssen. Ernest Shackleton, einer der Begleiter Scotts, erkrankt schon auf der Hälfte des Hinwegs an Scorbut und muss zu seiner Beschämung die Rückreise im Schiff antreten.

Um jeden Preis

Sechs Jahre später erhält Shackleton die Chance, diese Blamage wieder wettzumachen. Er wird zum Leiter der Britischen Antarktis Expedition ernannt. Nachdem er wie auch Scott vor ihm, auf der Ross Insel überwintert, entschließt sich Shackleton, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Während er und drei weitere sich mit Ponies und Schlittenhunden auf den mehr als 2700 Kilometer langen Marsch zum geographischen Südpol aufmachen, soll ein anderes Team, geführt von dem bereits 50 Jahre alten Edgeworth David den magnetischen Südpol ansteuern. Dieses Team muss dabei allerdings auf die Hilfe von Zugtieren verzichten.

Zu Fuß ziehen David und seine Teamgefährten Mawson und Mackay die schweren Schlitten durch die eisige Wildnis. Auf dem letzten Stück der knapp 2030 Kilometer lassen sie alle schweren Lasten in einem Depot zurück und erreichen schließlich, nach einem Gewaltmarsch, am 15. Januar 1908 den magnetischen Südpol. Erschöpft aber glücklich pflanzen sie die britische Flagge in den Schnee und kehren zum Depot zurück. Ihr Ziel haben sie erreicht, jetzt müssen sie nur noch am Leben bleiben und heil wieder zum Schiff „Nimrod“ gelangen.

Ein steiniger Weg

Nach einem vorher vereinbarten Zeitplan bleiben ihnen nur noch wenige Tage, um das Basislager zu erreichen und dem wartenden Schiff zu signalisieren. Am 5. Februar 1909 nur noch gut einen Kilometer vom Depot entfernt, ist von der „Nimrod“ noch immer nichts zu sehen. Während David, Mackay und Mawson bereits über ihre Notlösung, einen weiteren langen Marsch zur Ross Insel nachdenken, ertönen allerdings zwei laute Explosionen ganz in der Nähe – die Bordkanonen der Nimrod. Wenig später taucht sie aus dem Dunst auf und sammelt das Team ein.

Shackletons Team am südlichsten Punkt © Antarctic Philately

Auch das Südpolteam mit Shackleton und seinen Begleitern scheint zunächst Glück zu haben: Sie starten mit wolkenlosem Himmel und Rückenwind und kommen gut voran. Doch bald zeigen sich die ersten Schwierigkeiten: die Ponies brechen immer wieder in dem weichen Schnee ein und kommen nur mühsam wieder auf die Beine. Das diffuse Licht schluckt alle Schatten und läßt Spalten im Eis nur schwer erkennen, Männer und Ponies stürzen mehrfach ein und können nur knapp gerettet werden.

Nach 29 Tagen passieren sie die Markierung von Robert Scott und quälen sich weiter. Als sie am 27. Dezember das Polarplateau erreichen, sind alle Ponies tot und die Rationen werden langsam knapp. Shackleton muß sich entscheiden, ob er sein Leben für den Pol riskiert, oder versucht sich und seine Begleiter lebend wieder zurückzubringen – für beides reichen Kräfte und Nahrung nicht mehr. Ein Blizzard, der das Team Anfang Januar 1910 mehrere Tage lang in ihrem Zelt gefangen hält, läßt ihnen schließlich keine Wahl – nur rund 150 Kilometer von Südpol entfernt kehren sie um.


Stand: 15.01.2000

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Antarktis
Am eisigen Ende der Welt

Der südliche Zwilling...
Frühe Vorstellungen vom Südkontinent

Vulkane, Schelfeis und zwei Schiffe
Die Expeditionen des James Ross

Hungern und Frieren für Ruhm und Ehre
Auf dem Weg zum Südpol

Der Wettlauf zum Pol
Die erste Etappe

90° Süd
Kampf ums Überleben

Eine neue Ära der Polarforschung
Die Technik hält Einzug

Kooperation statt Kolonien
Der Antarktisvertrag

Wissenschaft statt Militär
Die Kernaussagen des Vertrags

Bewahren statt Ausbeuten
Naturschutz in der Antarktis

Labor des Klimawandels
Die Antarktis als Anzeiger für globale Erwärmung

Testfeld für den Weltraum
Mikroben im Eis als Modell für Leben im All?

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