Technik

Hybrid auf Kreuzfahrt

Reisen auf See wird sauberer

Kreuzfahrten boomen, doch die dafür eingesetzten Schiffe sind meist echte Dreckschleudern. Dieselruß und Schweröl-Abgase aus ihren Schornsteinen setzen wie bei Frachtern große Mengen Schadstoffe und gesundheitsschädlichen Feinstaub frei. Allein an den Küsten der Nord- und Ostsee könnten die Partikel-Emissionen des Schiffsverkehrs zu 10.000 vorzeitigen Todesfällen pro Jahr beitragen, so die Schätzung von Forschern.

Die neuen Kreuzfahrtschiffe der Reederei Hurtigruten sind mit Hybridantrieb unterwegs. © Rolls Royce/Hurtigruten

Hybrid durch die Arktis

Doch auch hier gibt es Fortschritte – und Vorreiter dabei sind wieder einmal die Norweger. Die Reederei Hurtigruten hat zwei neue Kreuzfahrtschiffe in Auftrag gegeben, die mit einem Hybridantrieb fahren. Das erste Schiff besitzt zusätzlich zu seinen dieselelektrischen Maschinen einen Elektromotor, der rein elektrische Fahrten von bis zu 30 Minuten Dauer ermöglichen soll. Das zweite Schiff soll dank eines fortgeschritteneren Hybridmotors auch längere Strecken nur mit Elektroantrieb fahren können.

Ziel ist es, die Kreuzfahrtschiffe vor allem in Gebieten mit sensibler Umwelt, wie der Arktis, der Antarktis und in Fjorden, lautlos und emissionsfrei zu machen. „Die Zukunft der Schifffahrt ist ohne Zweifel leise und emissionsfrei. Unsere neuen Expeditionsschiffe sollen den Weg für diese neue Technologie ebnen und der Welt zeigen, dass Hybridantrieb auf großen Schiffen bereits heute möglich ist“, sagte Daniel Skjeldam, CEO der Hurtigruten. Die Reederei erhofft sich von den neuen Konstruktionen eine Treibstoffersparnis von bis zu 20 Prozent.

„Ecoship“ nutzt Wind und Sonne

Noch im Reißbrettstadium ist dagegen das „Ecoship“, ein Kreuzfahrtschiff, das zurzeit von der japanischen NGO Peace Boat und dem Unternehmen DNV GL geplant wird. 2020 soll es fertig gestellt sein. „Inspiriert durch das fortschrittlichste und anpassungsfähigste System von allen – unsere Biosphäre – beruht das Ecoship in Form und Funktion auf Vorbildern der Natur“, erklärt Peace Boat.

Das Kreuzfahrtschiff Ecoship hat eine Solaranlage und Segel und soll daher deutlich weniger Treibstoff verbrauchen. © Peace Boat

So ähnelt der aerodynamisch geformte Rumpf entfernt an einen Wal und für den Schutz vor Muschel- und Algenbewuchs sorgt eine Textur ähnlich der Fischhaut. Ein offener Garten sorgt für Sauerstoff und hilft beim Recyceln organischer Abfälle. Geschlossene Kreislaufe und Recycling minimieren zudem den Wasser- und Energieverbrauch des für rund 2.000 Passagiere gedachten Hotelschiffs.

Den größten Fortschritt aber stellt der Antrieb dar: Zum Schub und zur Stromversorgung des 224 Meter langen Kreuzfahrtschiff tragen sowohl Sonnenenergie als auch Windkraft bei. Auf den Decks soll eine rund 6.000 Quadratmeter große Solaranlage rund 750 Kilowatt Energie liefern. Zehn feste Segel sorgen bei günstigem Wind für unterstützenden Vortrieb. Dadurch sollen die Schiffsmaschinen, die mit Diesel und Flüssiggas angetrieben werden, weniger Treibstoff verbrauchen.

Das Ecoship soll durch diese Kombination von Energieeffizienz, neuen Technologien und Hybridantrieb bis zu 40 Prozent an Emissionen einsparen. Außerdem sollen 80 Prozent der Energie und des Wassers, die bei einem Kreuzfahrtschiff normaler an Wasser und Luft verloren gehen. Vom Ecoship wiedergewonnen werden. Ob das ehrgeizige Projekt gelingt, wird sich 2020 zeigen.

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Nadja Podbregar
Stand: 07.10.2016

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Elektromobil auf dem Wasser
Neuer Trend zu Elektro- und Hybridschiffen

Mit Strom über den Fjord
Die erste elektrische Autofähre der Welt

Alte Idee neu belebt
Aufbruch in der Schifffahrt

Wassertaxi mit E-Antrieb
Großstädte als Vorreiter für elektrische Passagierschiffe

Wind und Sonne als Helfer
Neue Antriebskonzepte für Frachtschiffe

Hybrid auf Kreuzfahrt
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