
Doch längst nicht alle Menschen, die sich selbst unrealistisch wahrnehmen, haben dabei mit Selbstüberschätzung zu kämpfen. Genauso gibt es diejenigen, die nur eine sehr geringe Meinung von sich selbst haben, obwohl das vielleicht gar nicht angebracht wäre. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn Eltern, Freunde und Lehrer sie schon früh im Leben übermäßig stark für ihr Verhalten, ihre Leistungen oder ihr Äußeres kritisiert haben. Das Gefühl, den an sie gerichteten Erwartungen nicht zu entsprechen, kann schließlich dazu führen, dass sich Betroffene wertlos und wenig liebenswürdig fühlen.
Negativ macht krank und krank macht negativ
Ein negatives Selbstbild kann unseren Alltag erheblich erschweren. Zum Beispiel indem wir uns oft wenig zutrauen und deswegen wichtige Chancen ungenutzt lassen oder indem wir Beziehungen zu anderen meiden, um uns vor weiterer Abwertung zu schützen. Zudem kann ein negatives Selbstbild auch eine Reihe psychischer Erkrankungen begünstigen. Umgekehrt können aber auch die psychischen Erkrankungen dafür sorgen, dass unser Selbstbild sich dramatisch verschlechtert, obwohl es vorher weitestgehend unauffällig war.
In diesem Fall gilt das negative Selbstbild dann als Symptom der jeweiligen Erkrankung. „Eine psychische Krise kann den Selbstwert stark beeinträchtigen. Betroffene fragen sich häufig, warum es zu der Erkrankung kam und was sie falsch gemacht haben. Zu den Schuldgefühlen kommt Scham, da oft noch die falsche Überzeugung herrscht, dass psychische Krankheiten ein Zeichen von Schwäche sind“, erklärt Psychologin Friederike Reuver im Blog der LIMES Schlosskliniken.

Von wertlos bis unsympathisch
Das klassischste Beispiele für eine psychische Erkrankung, die am Selbstbild nagt, ist die Depression. Betroffene betrachten sich selbst häufig als wertlos und als Versager. Gleichzeitig sind sie davon überzeugt, dass andere Menschen sie auch so wahrnehmen müssen. Im schlimmsten Fall gipfeln die Selbstzweifel und Schuldgefühle irgendwann in Suizidgedanken.