Permakultur funktioniert nach einem Kreislaufsystem: Statt Abfälle zu produzieren, werden pflanzliche Überreste und Kot zu Kompost, der weiterverwendet wird. Mikroorganismen verwandeln die organischen Abfälle zu Humus. Auf den Böden verteilt, sorgt dieser für Nährstoffe und erhöht die Produktivität der Böden. Gleichzeitig können humusreiche Böden Regenwasser besser speichern.
Da die Landwirte die Böden nur schonend behandeln und auf chemische Dünger verzichten, fördern sie das Bodenleben zusätzlich. Denn je weniger der Boden bearbeitet wird, desto mehr Mikroorganismen leben darin und desto fruchtbarer wird er.
Dünger der anderen Art
In manchen Permakultursystemen vertrauen die Landwirte zudem auf sogenannten Komposttee – eine Flüssigkeit, die hauptsächlich aus Wasser besteht und unter Zugabe von frischem Kompost und Zuckersirup hergestellt wird. Durch den Zuckersirup vermehren sich die Mikroorganismen im Kompost schneller. So düngt der Komposttee beim Auftragen auf die Äcker und Gärten den Boden nicht direkt, aber beliefert ihn mit den Mikroorganismen, deren Tätigkeit dann die Düngeraufnahme der Pflanzen und die Gesundheit der Gewächse verbessert.
Außerdem verdichtet sich der Boden durch die Zugabe des Suds seltener und die Wurzeln der Pflanzen – und schließlich auch die Pflanzen selbst – wachsen besser. Der Boden speichert zudem das Wasser besser. Wissenschaftler um Ingrid Höhner, die an der Universität Gießen promovierte, ermittelten in Feldversuchen, dass durch den Einsatz von Komposttee der Wasserverbrauch in zwei Jahren um bis zu 50 Prozent verringert werden konnte.
Komposttee im Einsatz
In einigen Betrieben kommt der natürliche Dünger deshalb schon lange zum Einsatz: In einer Farmervereinigung in Südafrika setzen Landwirte zum Beispiel seit über zehn Jahren auf einer Fläche von 200.000 Hektar Komposttee ein. Hierzu werden wöchentlich 70.000 Liter Komposttee hergestellt, die die Farmer auf Anbauflächen von Tomaten, Mangos, Avocados, Äpfel, Birnen und Zwiebeln verteilen.
Je nachdem, welche Kulturen man anbaut, benötigen Getreide- und Gemüsesorten Böden, die unterschiedliche Mikroorganismen und Pilze beherbergen. Einjährige Pflanzen brauchen im Gegensatz zu Getreide zum Beispiel nur sehr wenig Pilze im Verhältnis zu Bakterien. Obstbäume hingegen benötigen in der Erde das Tausendfache an Pilzen im Verhältnis zu Bakterien. Damit der Komposttee den Boden optimal unterstützt, kontrollieren Landwirte mittels Mikroskop, welche Mikroorganismen im Kompost enthalten sind.
Sonnenfallen für optimale Erträge
Das Beispiel Kompost zeigt, dass Landwirte in der Permakultur versuchen, möglichst keine Ressourcen zu verschwenden. Sie achten darauf, Ressourcen dann zu sammeln, wenn sie reichlich vorhanden sind. Das gilt auch für Energie: Pflanzen speichern Sonnenenergie und nutzen sie zum Wachstum – daraus entsteht Biomasse, die später als Lebensmittel, Energierohstoff oder Dünger genutzt werden kann. Um dies zu optimieren, pflanzen Landwirte ihre Gewächse teilweise in sogenannten „Sonnenfallen“ an.
Aus der Luft betrachtet, werden die Pflanzen dafür u-förmig gesetzt und sind mit der Öffnung nach Süden ausgerichtet. Die am höchsten wachsenden Bäume und dichtesten Sträucher wachsen dabei auf der Nordseite, wo sie kalte Winde abhalten. Nach Osten und Westen hin nimmt die Pflanzenhöhe ab, so dass die Sonne auch aus Ost und West noch in die schützende „Bucht“ scheint. Im Inneren der Falle ziehen die Gärtner dann empfindlichere Pflanzen – mit großen, wärmespeichernden Steinen in der Mitte verstärkt sich die Wirkung noch zusätzlich.
Wasser geschickt auffangen
Aber Landwirte der Permakultur verwerten nicht nur pflanzliche Abfälle und pflanzen besonders effektiv – sie versuchen auch Regenwasser möglichst effektiv aufzufangen. Das Problem: Regenwasser sammelt sich normalerweise in tieferen Bereichen der Anbauflächen und fließt oft schnell ab, sodass der Boden bei heftigen Regenfällen nur einen kleinen Teil des Wassers speichert. Das Wasser, das ungenutzt vom Gelände fließt, trägt den Boden ab, sodass Humus verloren geht.
Wissenschaftler entwickelten dagegen bereits in den 1950er-Jahren das sogenannte Hauptliniensystem – das „Keyline-System“. Mit dieser Anbauform halten Landwirte gerade in trockenen Regionen das wenige, vorhandene Wasser gezielt auf dem Gelände und speichern es gleichmäßig und langfristig im Boden.
Aber wie kann das funktionieren?
Das Konzept beruht darauf, das Wasser entlang der Höhenlinien der Anbaufläche zu sammeln und direkt dort zu speichern, wo es benötigt wird. Einfache Wälle, Gräben oder Furchen entlang der Höhenlinien verhindern, dass das Wasser zu schnell abfließt: Es wird gleichmäßig zurückgehalten und kann vom Boden langsam aufgenommen werden. Durch die kleinen Gräben gelangt das Regenwasser auch in die trockeneren Bereiche.
Für starke Niederschläge legen die Landwirte Rückhaltebecken, Teiche und Seen in der Nähe ihrer Anbaufläche an. Sie dienen in der Permakultur als langfristige Wasserspeicher und kühlen den Boden bei Hitze. Mehrere Becken über die Anbaufläche verteilt, können den Wasserhaushalt aller Pflanzen noch besser abdecken. Auch die Fruchtbarkeit der Böden nimmt stetig zu, da das Wasser nicht mehr die Humusschicht wegschwemmt.
Unter anderem in mehreren Weingütern in Portugal, die stark von Hitzeperioden betroffen sind, werden diese Maßnahmen der Permakultur schon umgesetzt. Auf dem Weingut Vale de Camelos im portugiesischen Alentejo legten Winzer 2019 erstmals einen neuen, etwa fünf Hektar großen Weinberg nach dem Keyline-System an. „Für uns ist das ein weiterer Schritt, um sowohl mit Trockenheit als auch starken Niederschlägen noch besser zurechtzukommen“, sagt Antje Kreikenbaum von der Besitzerfamilie.