Auch de Covilhaos Mission scheint zunächst unter keinem guten Stern zu stehen. Die Überfahrt dauert mehr als vier Wochen und bringt allen an Bord gewaltige Strapazen und Entbehrungen. Die gnadenlose Sonne und kaum Wasser und Lebensmittel fordern unter der Besatzung kräftig Tribut. Gegen Ende des Jahres 1488 erreicht das Schiff schließlich doch noch die Hafenstadt Cannanore an der indischen Malabarküste. Und die Neuigkeiten, die de Covilhao dort in Erfahrung bringen kann, klingen gut. Weiter südlich – so sagt man ihm – liegt die reiche Stadt Kalikut, die der wichtigste Umschlagplatz für Gewürze und andere orientalische Kostbarkeiten ist. Sollte wirklich Kalikut das Ziel seiner und aller portugiesischen Träume sein?
De Covilhao zögerte nicht lange und macht sich auf den Weg um die Antwort auf diese Frage zu finden. Was er in der quirligen, pulsierenden Hafenstadt findet, übertrifft seine Erwartungen bei weitem. Zimt, Pfeffer, Gewürznelken, Obst, Seide, Tee, Zinn und vieles andere mehr werden auf den Märkten zum Verkauf angeboten oder in alle Richtungen verschifft. Und noch eines kann de Covilhao ohne Probleme feststellen: Der gesamte Handel liegt hier in der Hand arabischer Kaufleute. Durch seine perfekten Sprachkenntnisse hat er keine Schwierigkeiten die Sitten und Gebräuche der Araber zu studieren und ihnen einige Geheimnisse über ihre Kauf- und Tauschgeschäfte zu entlocken.
Nachdem de Covilhao seine Studien abgeschlossen hat, reist er weiter in die ebenfalls boomende Hafenstadt Goa, die viel weiter nördlich liegt. Der Grund für den Reichtum Goas ist ihre Monopolstellung beim Handel mit Araberpferden, die zur damaligen Zeit in Indien sehr geschätzt werden.
Nach dem Abschied aus Indien geht die Reise in nordwestlicher Richtung weiter bis nach Hormuz am Persischen Golf und von da aus mit den kräftigen Monsunwinden die afrikanische Ostküste entlang bis weit in den Süden zur reichen Goldgräberstadt Sofala. Im Nachhinein erweist sich der Abstecher als äußerst hilfreich. De Covilhao bringt dort in Erfahrung, dass es einen Seeweg weiter südlich um Afrika herum gibt, den die Europäer bisher noch nicht entdeckt haben.
Mission erfüllt, kann de Covilhao mit Fug und Recht behaupten, und macht sich auf den Weg zurück nach Kairo. In der ägyptischen Metropole angekommen, trifft er 1490 auf Boten des Königs Johann II., die ihm vom Tod de Paivas berichten. Aber sie haben auch einen neuen Auftrag für ihn. Er soll sich nach Äthiopien begeben und den christlichen Priesterkönig Johannes suchen. Bevor er abreist, bringt de Covilhao noch die Entdeckungen und Vermutungen über den Seeweg nach Indien und seine Erfahrungen in Kalikut zu Papier und schickt sie mit den Boten zurück an den portugiesischen Hof.
Stand: 26.06.2001