Eine Straße in der Provinz Takhar, im Nordosten Afghanistans. Bauarbeiter laufen mit Schaufeln und Schubkarren hin und her. Ein Kompressor lärmt. – Rücken an Rücken sitzen zwei Männer auf dem Boden. Der eine hat die Beine gegen einen meterhohen Kalksteinbrocken gestemmt und drückt mit aller Kraft dagegen, der andere stützt seinen Kollegen. Der Kalksteinbrocken bewegt sich nicht. Ein paar Männer helfen mit Stangen nach. Und dann, endlich, der Brocken ruckt. Einer macht sich mit einem Hammer daran, den Felsen zu zerhauen, bis auf Schottergröße. Die Männer schwitzen, sind mit weißem Staub bedeckt. 35 Grad im Schatten und alles Handarbeit – Straßenbau auf afghanisch.
Abdullah Ajisaid – 60 Jahre, mit langem weißen Bart und einer flachen Filzmütze auf dem Kopf – steht daneben und sieht zufrieden aus. Ajisaid ist der Bauleiter des 15-köpfigen Trupps.
Bisher war diese Straße – die einzige Verbindung zwischen der Distrikthauptstadt Warsaj und 25 Gemeinden auf dem Südufer des Warsaj-Flusses – nichts weiter als ein breiter Eselspfad, der sich hoch in die Berge windet. Für Autos kaum passierbar, und jedes Jahr wurde sie auf’s Neue durch Steinschläge und Schlammlawinen zerstört.
Deutscher Schwerpunkt im Nordosten
Das soll sich jetzt ändern. Dank des deutschen Wiederaufbau-Programms in Afghanistan wird sie verbreitert und befestigt. In den drei nordöstlichen Provinzen, in Kunduz, Badakhshan und hier in Takhar, sind die Deutschen besonders präsent. Hier hat die Bundeswehr das ISAF-Kommando. Deshalb ist ein Großteil der deutschen Entwicklungshelfer hier im Einsatz. So wie das Team der Entwicklungsorientierten Nothilfe (EON) der GTZ, der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit. Das EON-Team hat Warsaj zu einem Schwerpunkt-Distrikt seiner Arbeit gemacht. Projektleiter Daniel Passon erklärt warum: „Zum einen ist der Distrikt nach Armutskriterien und nach ethnischen Kriterien ausgewählt worden. Und wir wollen Projekt fördern, wo möglichst viele Gemeinden partizipieren.“