Zoologie

Imitieren um zu jagen

Angriffs-Mimikry

Wie im Märchen vom Wolf und den sieben Geißlein, wo der berüchtigte Isegrimm allerlei Täuschungsmanövern anwendet, um an seine Opfer zu gelangen, so haben sich auch im Tierreich einige Arten darauf spezialisiert, mithilfe von Nachahmung ihre Beute zu täuschen. Solche Formen von Mimikry werden deshalb auch als Angriffs- oder Peckhamsche Mimikry bezeichnet.

Seeteufel © NOAA

Römertopf mit Seeteufel, Seeteufel auf bretonische Art, Saltimbocca vom Seeteufel mit Kräutersauce – nicht nur für Feinschmecker ist der berühmt-berüchtigte Meeresfisch eine wahre Delikatesse auch für Verhaltensforscher hat er einiges zu bieten. Einige „Tricks“ hat diese Anglerfischart beispielsweise auf Lager, um seine Speisekarte zu bereichern.

Schon auf den ersten Blick fällt die gute Tarnfärbung dieser Meerestiere auf, die es praktisch unmöglich macht, ihn in seinem Lebensraum zu erkennen. Noch spannender aber ist die List, die er einsetzt, um potentielle Opfer anzulocken. Ein Teil der Rückenflosse hat sich bei diesem Fisch im Laufe der Evolution zu einer Art körpereigener Angelrute umgewandelt. Der kopfnahste Flossenstrahl ist zu diesem Zweck peitschenartig verlängert und am Ende mit einem wurmähnlichen Fortsatz versehen.

Wie eine Angel hält Seeteufel diese Köderattrappe unmittelbar vor sein Maul. Um mehr Aufmerksamkeit bei potentiellen Opfern zu erregen, schwenkt er die Angel auch noch hin und her und wartet dann in aller Ruhe auf seine Leckerbissen. Meist hat diese Strategie Erfolg. Versucht ein Beutetier den Köder zu ergattern, schlägt der Seeteufel gnadenlos zu und saugt es in sein Maul ein.

Andere Anglerfische haben sogar die Tiefsee erobert. Dort nutzen sie noch ein ausgefeilteres Lockmittel als in den flachen Meeren, damit die Beute auf sie aufmerksam wird. Die Angel dieser Tiefseebewohner ist zu einer Art Laterne umgewandelt, deren Licht schon aus größerer Entfernung zu erkennen ist. Geraten die angelockten Organismen in Reichweite des Mauls, gibt es meist ebenfalls keine Rettung mehr.

Wie produzieren diese Anglerfische ihr Licht?

Besondere Leuchtstoffe – unabhängig von ihrer chemischen Struktur Luciferin genannt – werden unter Verwendung von Sauerstoff und chemischer Energie (ATP) oxidiert. Dabei wird Licht freigesetzt. Erstaunlicherweise wird bei dieser Reaktion kaum Wärme produziert, die Lichtausbeute beträgt fast 100 Prozent. Ein Patent der Natur, das der menschlichen Technik demnach haushoch überlegen ist. Bei einer normalen Glühlampe liegt die Effizienz gerade mal bei fünf Prozent.

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Stand: 08.12.2001

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Inhalt des Dossiers

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