Wie es sich für einen fulminanten Paradigmenwechsel gehört, taten sich mit der Entdeckung der Expansion des Kosmos natürlich eine Vielzahl neuer Fragen auf. Darunter war vor allem die Frage nach der zeitlichen Entwicklung der Ausdehnung. Klar war von vorneherein, dass die von der im Universum enthaltenen Materie ausgehende Schwerkraft die Ausdehnung verlangsamen muss, genau wie die Schwerkraft der Erde einen senkrecht nach oben geworfenen Tennisball verlangsamt.

Die Frage war aber, ob die – damals noch nicht gut vermessene – Materiedichte des Universums ausreichen würde, um die Ausdehnung des Universums eines fernen Tages vollends anzuhalten, woraufhin das Universum wieder in sich zusammenfallen würde. Oder würde sich die Ausdehnung für immer fortsetzen?
Schneller statt langsamer
Bei dem Versuch, diese Frage zu beantworten, stießen im Jahr 1998 zwei Forschungsgruppen um die US-amerikanischen Astrophysiker Brian Schmidt und Adam Riess sowie den Physiker Saul Perlmutter auf eine handfeste Überraschung: Entgegen der eigentlich gar nicht zur Debatte stehenden Erwartung, dass sich die Expansion grundsätzlich verlangsamen sollte, entdeckten
sie, dass die Ausdehnung vor etwa sechs Milliarden Jahren damit begonnen hatte, sich zu beschleunigen.
Die Fassungslosigkeit, die dieses Resultat nicht nur bei Astro-, sondern auch bei sonstigen Physikern hervorrief, kann kaum überschätzt werden. Die Erwartung einer Abbremsung der Ausdehnung beruht schließlich nur auf den unbestreitbaren Tatsachen, dass erstens das Universum nicht leer ist und zweitens Schwerkraft immer nur anziehend und nie abstoßend wirkt. Ein sich beschleunigt ausdehnendes Universum kommt einem senkrecht in die Höhe geworfenen Tennisball gleich, der sich mit immer größer werdenden Geschwindigkeit von der Erdoberfläche entfernt – als hätte er einen Raketenantrieb!