Der Nacktmull erkrankt nie an Krebs – ein Leiden, für das andere Nager wie Ratten, Mäuse oder Meerschweinchen extrem anfällig sind. Und ja: Auch wir Menschen. Jeder Zweite bekommt hierzulande im Laufe seines Lebens die Diagnose Krebs, wie Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) belegen. Schuld daran sind unser Lebensstil, Umweltbedingungen, der Zufall und auch der natürliche Prozess des Alterns. Denn je öfter sich unsere Zellen teilen, desto größer ist das Risiko, dass dabei einmal ein Fehler passiert.

Wenn es zu eng wird
Als Folge eines solchen Fehlers können Zellen beginnen, sich unkontrolliert zu vermehren. Ein Tumor entsteht. Der Nacktmull besitzt jedoch einen Mechanismus, der übermäßiges Wachstum von Zellen unterdrücken kann: die sogenannte Kontaktinhibition. Sie stoppt ab einer gewissen Dichte die Vermehrung der Zellen.
Ausgelöst wird dieses Stoppsignal durch den Kontakt der Zellen untereinander. Sie „merken“ gewissermaßen, wenn sie ihren Nachbarn zu nahe rücken und es zu eng im Gewebe wird. Zwar besitzen auch Mäuse und Menschen einen ähnlichen Kontrollmechanismus. Dieser ist bei ihnen jedoch bei weitem nicht so sensibel wie beim Nacktmull.
Früher Wachstumsstopp
Bei Experimenten in der Petrischale lässt sich das bereits mit bloßem Auge erkennen: Während Hautzellen von Mäusen oder Menschen so lange wachsen, bis der Boden der Kulturschale mit einer dicht gepackten einzelligen Schicht bedeckt ist, lassen sich Nacktmull-Zellen gar nicht erst in einem solchen Umfang züchten. Stattdessen stoppen sie ihre Vermehrung bereits beim allerersten Zell-Zell-Kontakt. Die Zellschicht wird bei ihnen dreimal weniger dicht.