Zurück in die Nähe des Urknalls. Wenn man in die Nähe der fundamentalen Zeit- und Längen-Skala kommt, gilt die Proportionalität der Abstände nicht mehr. Nun unterscheiden sich die Geometrien verschiedener möglicher Metriken stark voneinander. Es gibt kein universelles Maß für Abstände mehr. Zwar könnte jeder Beobachter Zeit und Raum noch nach seinem Belieben definieren; deren Bedeutung aber versinkt im Unbestimmten.
Was also war vor dem Urknall? Meine Antwort auf diese Frage ist: Es gibt kein „davor“, weil es keine Zeit gibt. Genauer gesagt: Es gibt kein universelles Konzept von Zeit, das in der unmittelbaren Nähe des Urknalls gültig bleibt.
Und damit kann die Frage „Was war vor dem Urknall?“ nicht mehr vernünftig gestellt werden. Auch im übertragenen Sinn gibt es am Urknall keine regelmäßig tickende Uhr und keinen Meterstab mehr, mit denen Zeit und Raum Bedeutung gegeben werden kann. Zeit und Raum versinken im Chaos der Fluktuationen und der Unbestimmtheit
Christoph Wetterich, Institut für Theoretische Physik der Universität Heidelberg / Ruperto Carola
Stand: 07.06.2013