Das Bohrloch in 1.500 Metern Tiefe liegt weit außerhalb der Reichweite menschlicher Taucher, eine Möglichkeit, direkt vor Ort Reparaturen oder Abdichtungsarbeiten durchzuführen, besteht nicht. Die einzige Möglichkeit ist der Einsatz unbemannter ferngesteuerter Tauchfahrzeuge. Wenige Tage nach Sinken der Deepwater Horizon schickt BP Tauchroboter in die Tiefe, um die Lage zu sondieren und nach Möglichkeiten zu suchen, den Ölaustritt abzudichten. Es zeigt sich, dass gleich an drei Stellen Öl freigesetzt wird. Versuche, diese Lecks zu schließen, scheitern. Nur das dritte, kleinste der Löcher kann versiegelt werden.
Auffangglocken als Ölabsauger
Als nächste Maßnahme lässt BP einen riesigen Stahlkasten mit oben angebrachter Leitung zusammenschweißen. Er soll über die Ölaustrittstelle gestülpt werden und wie eine große Glocke das Öl auffangen und über die Leitung zur Meeresoberflächen hin abpumpen. Die Technologie wurde bei kleineren Lecks bereits eingesetzt, jedoch nie in so großer Tiefe. Die fast hundert Tonnen schwere Auffangglocke ist zudem die größte jemals hergestellte.
Am 11. Mai wird die Glocke per Schiff zur schwimmenden Bohrinsel Q4000 geschleppt, die über der Unglücksstelle positioniert ist und dort in die Tiefe herabgelassen. Doch der weltweit hoffnungsvoll erwartete und verfolgte Versuch schlägt fehl: Die Ableitung verstopft, weil sich im kalten Wasser und unter dem hohen Druck in der Tiefe Methanhydrat aus Wasser, Erdöl und Erdgas bildet. Die Kristalle der bei diesen Bedingungen gefrorenen Verbindung setzen Ventile und Leitungen zu. Auch ein zweiter Versuch mit einer kleineren Glocke schlägt kurz darauf fehl.

Falsche Technik?
Erdölgeologe Dominik sieht in der „Glockentechnik“ durchaus eine Chance, würde sie aber mit anderer Technik umsetzen: „Ich habe am 9. Mai bei der BP in Houston zwei Vorschläge zum Verschließen der Bohrung eingereicht: zum einen den Bau einer Kuppel über dem Bohrloch am Meeresboden, um das ausströmende Öl und Gas zusammen mit dem Wasser durch eine Multiphasenpumpe zu evakuieren; zum anderen die gleichzeitige Ausstattung auch der Entlastungsbohrungen, die voraussichtlich im August die Lagerstätte erreicht haben, mit groß dimensionierten Multiphasenpumpen. Das würde einen beschleunigten Druckabfall im Drainagebereich der havarierten Bohrung erzielen. So könnte die Bohrung unter Kontrolle gebracht und verschlossen werden“, berichtet Dominik.