Die genetisch bedingte Angepasstheit an bestimmte Klimabedingungen zeigt sich bei einigen Merkmalen besonders deutlich. So ist der Termin des Blattaustriebs im Frühjahr stark genetisch kontrolliert. Die Wärmesumme, die erforderlich ist, um den Blattaustrieb auszulösen, variiert zwischen Herkünften aus verschiedenen Klimaregionen beträchtlich. Das ist auch sinnvoll, denn verfrühtes Austreiben in Regionen mit Spätfrösten kann das Überleben gefährden.
Allerdings kann man nicht so ohne weiteres von dem Verhalten einer Herkunft, welches sie in einer bestimmten Umwelt zeigt, auf ihr Verhalten in einer anderen Umwelt schließen. Nachfolgendes Beispiel zeigt dies anschaulich.
Der Austrieb von 15 Buchenherkünften wurde parallel im Freiland und in einem vergleichsweise warmen Gewächshaus verglichen. Die Herkünfte begannen im Gewächshaus etwa drei Wochen früher auszutreiben als im Freiland, was wenig überrascht. Von besonderer Bedeutung war aber folgene Beobachtung: Vergleicht man die Reihenfolge, in der die einzelnen Herkünfte unter den verschiedenen Bedingungen austreiben, so zeigt sich, dass es Herkünfte gibt, die ihre Rangfolge beibehalten bzw. nur wenig ändern, während es bei anderen Herkünften beim „Klimawechsel“ zu erheblichen Rangverschiebungen kommt.
Dieses Beispiel illustriert die Bedeutung der Herkunftsforschung. Dabei ist ein ökosystemarer Ansatz geboten, der andere Arten des Systems mit einbezieht, insbesondere auch Parasiten, die sich an Klimaänderungen infolge ihrer Mobilität und ihrer schnellen Generationenfolge schneller anpassen können als die Waldbäume. Mit DNA-Genmarkern, mit populationsgenetischen Modellen sowie mit der Computer-Simulation stehen wirksame Werkzeuge zur Verfügung, welche auf die Fragen der Anpassung an Klimaänderungen anzuwenden sind.
Stand: 04.11.2005