„Ein ausgeprägtes Hoch über den Azoren bestimmt in den nächsten Tagen das Wetter in Deutschland. Unter seinem Einfluss strömt milde Meeresluft vom Atlantik nach Mitteleuropa. Außer einigen lokal auftretenden Quellwolken gibt es Sonnenschein pur und die Quecksilbersäulen der Thermometer klettern auf rekordverdächtige Höhen…“.
Diese oder ähnliche Meldungen aus den Wetterberichten der Meteorologen flimmern im Sommer häufig über die Bildschirme der Fernseh- und Radiosender. Sie garantieren nicht nur Gute-Laune-Wetter, sie bringen auch eine Region ins Gespräch, von der man sonst nur wenig weiß und hört, die Azoren.
Wo befinden sich die Inseln? Zu welchem Land gehören sie? Wie sind die Azoren entstanden? Auf diese und andere Fragen können viele nur mit einem hilflosen Kopfschütteln reagieren.
Dies liegt sicher auch daran, dass die Azoren fernab jeglicher anderer Zivilisation inmitten des Atlantiks liegen. Mehr als 1.500 Kilometer sind es von hier bis nach Lissabon, fast dreimal so weit ist es sogar bis New York. Aus der Vogelperspektive betrachtet wirken die neun bewohnten Inseln, die das Azoren-Archipel ausmachen, zudem lediglich wie bunte Farbkleckse im scheinbar unendlichen Ozean.
Nichts deutet darauf hin, dass hier die Wetterküche Europas zu finden ist oder dass im Untergrund gewaltige Kräfte lauern. Diese sind nicht nur für die Entstehung der Azoren vor Jahrmillionen verantwortlich, sondern verändern bis heute auch das Antlitz der Inseln immer wieder.
So unbekannt die Azoren demnach für die Öffentlichkeit auch sein mögen, für Wissenschaftler sind sie deshalb schon lange ein begehrtes Forschungsobjekt. Vulkanismus und Erdbeben, vor allem aber die brisante geologische Lage an einer der wichtigsten Nahtstellen der Erdkruste hat Geowissenschaftler aus der ganzen Welt immer wieder auf die Azoren gelockt, um mehr über die Plattentektonik und das ganze System Erde zu erfahren.
Aber auch Botaniker und Zoologen sind hier gerne zu Gast. Sowohl die Inseln als auch die Küstengewässer stellen für sie ein spannendes In-vivo-Labor dar, in dem viele seltene oder nur hier vorkommende Tier- und Pflanzenarten leben.
Und langsam aber sicher beginnt sich sogar die Tourismusindustrie für das Archipel zu interessieren.
Stand: 02.05.2003