Der Wind treibt die Wolken schnell über den Himmel, das Licht ändert sich ständig. Was uns draußen das Gefühl von Weite und Freiheit vermittelt, holen Forscher des Stuttgarter Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO nun auch in die Gebäude: Eine Lichtdecke, die sich über den gesamten Raum erstreckt, ahmt die Lichtverhältnisse nach, die vorbeiziehende Wolken erzeugen – und vermittelt den Menschen den Eindruck, draußen zu sitzen.
Ein Himmel aus Kacheln
Die Lichtdecke, die die Fraunhofer-Forscher gemeinsam mit ihren Kollegen der LEiDs GmbH entwickelt haben, setzt sich aus 50 mal 50 Zentimeter großen Kacheln zusammen. „In jeder Kachel befinden sich auf einer Platine 288 Leuchtdioden, kurz LEDs“, sagt Matthias Bues vom IAO. „Die Platine wird an der Decke befestigt. Eine mattweiße Diffusorfolie, die etwa 30 Zentimeter unter den LEDs angebracht ist, sorgt dafür, dass man die einzelnen Leuchtpunkte nicht als solche wahrnimmt. Vielmehr leuchtet die Fläche homogen.“
Um das benötigte Lichtspektrum zu erhalten, verwenden die Forscher rote, blaue, grüne und weiße LEDs. Durch diese Kombination lassen sich über 16 Millionen Farben darstellen. Die weißen Leuchtdioden sorgen zudem für Energieeffizienz: Sie sind noch stromsparender als die bunten.
Virtueller Himmel
Der Hauptschwerpunkt der Entwicklung des virtuellen Himmels lag nach Angaben der Wissenschaftler darin, die Lichtverhältnisse an einem bewölkten Tag nachzubilden. Dazu haben die Forscher zunächst das natürliche Licht genau untersucht. In welcher Art und wie schnell ändert sich das Spektrum des Lichts, wenn die Wolken ziehen?
„Mithilfe der LEDs ahmen wir diese Dynamik nach. Dabei soll der Nutzer die Änderungen nicht direkt wahrnehmen – das würde eventuell von der Arbeit ablenken. Dennoch soll sich das Licht ausreichend ändern, um die Wachheit und die Konzentration zu fördern“, sagt Bues.
Dynamische Lichtführung wird als angenehm empfunden
Eine Vorstudie zeigte bereits, dass Nutzer diese dynamische Lichtführung als sehr angenehm empfinden: Bei der Studie arbeiteten zehn Probanden vier Tage lang unter einer 30 mal 60 Zentimeter großen Leuchte. Am ersten Tag leuchtete die Lampe statisch, am zweiten Tag änderte sich das Licht langsam und am dritten schnell. Am vierten Tag konnten die Testpersonen sich eine Beleuchtungsart aussuchen: 80 Prozent entschieden sich den Forschern zufolge für die schnelle Dynamik.
Prototyp des „Virtual Sky“ fertig
Mittlerweile gibt es bereits einen Prototyp des „Virtual Sky“ – auf einer Fläche von 34 Quadratmeter mit insgesamt 34.560 LEDs. Bei voller Leistung leuchtet der „Himmel“ mit einer Stärke von über 3.000 Lux. Werte von 500 bis 1.000 Lux reichen jedoch vollkommen aus, diese Lichtstärken empfinden Nutzer als angenehm.
Auf der Messe CeBIT stellen die Forscher einen 2,8 mal 2,8 Meter großen virtuellen Himmel vor. Erste Anfragen zu der neuartigen Beleuchtung gibt es bereits, hauptsächlich für Konferenzräume. Momentan kostet Virtual Sky etwa 1.000 Euro pro Quadratmeter, mit fallender Tendenz: Denn je mehr Stückzahlen produziert werden, desto kostengünstiger werden die einzelnen Lichtdecken, so die IAO-Wissenschaftler.
Redaktion scinexx.de / Fraunhofer-Gesellschaft
Stand: 01.03.2012