Wir Menschen sehen uns als Krone der Schöpfung. Unser Anrecht auf diesen Titel verdanken wir vor allem der unvergleichlichen Leistung unseres Gehirns. Dank des hochentwickelten Denkorgans sind wir zum Beispiel in der Lage, unvorhergesehene Probleme kreativ zu lösen, unsere Zukunft zu planen und ein tieferes Verständnis von uns und unserer Umwelt zu erlangen. All diese Aspekte werten wir als Zeichen unserer überlegenen Intelligenz.
Was genau Intelligenz ist, bleibt jedoch Ansichtssache. Denn bis heute gibt es keine einheitlich anerkannte Definition dafür. Der deutsche Psychologie William Stern beschrieb Intelligenz Anfang des 20. Jahrhunderts als „die allgemeine geistige Anpassungsfähigkeit an neue Aufgaben und Bedingungen des Lebens“. Weil diese Definition dem US-Psychologen Edwin Boring zu schwammig war, schlug er im Jahr 1923 die eher pragmatische Alternative vor: „Intelligenz ist, was ein Intelligenztest misst“.
Schlauberger auch im Tierreich
Mittlerweile existieren zahlreiche deutlich komplexere Modelle. So unterscheidet Howard Gardner gar sieben bis zehn eigenständige Intelligenzdimensionen wie sprachliche Intelligenz, logisch-mathematische Intelligenz und räumliche Intelligenz. Dass auch manche Tiere ein „intelligentes“ Verhalten zeigen, wurde ihnen in Fachkreisen lange Zeit nicht zugestanden, weil es lediglich eine vermenschlichende Interpretation sei.
Doch intelligente Eigenschaften wie die Fähigkeit, gelerntes Wissen auf unbekannte Problemstellungen anzuwenden, finden sich zumindest ansatzweise auch im Tierreich wieder – und zwar nicht nur bei Menschenaffen, denen wir als unseren nächsten Verwandten schon länger eine gewisse Cleverness zugetraut haben. Auch Delfine, Papageien und eben Rabenvögel tummeln sich auf den Top-Plätzen im tierischen Intelligenzranking.
Christian Lüttmann
Stand: 02.06.2017