Aber nicht nur körperliche Störungen verändern die Fähigkeit, das „Ich“ und die Sicht anderer richtig wahrzunehmen, auch einige mentale Erkrankungen tun dies.
(K)eine Frage der Intelligenz
Das zeigte sich in Studien, mit denen Forscher die Auswirkungen von Intelligenz auf die Fähigkeit der Zuschreibung von Gedanken feststellen wollten. Dabei wurden im False-Belief-Test normale Kinder älter als 4 Jahre mit Kindern verglichen, die am Down-Syndrom oder an Autismus leiden. Kinder, die am Down-Syndrom leiden, haben meist einen sehr niedrigen Intelligenzquotienten. Eine Gruppe von Autisten, die am sogenannten Asperger-Syndrom leidet, bildet dagegen eine normale oder sogar überdurchschnittliche Intelligenz aus.
Das Ergebnis der Studie war, dass sowohl normale Kinder als auch Kinder, die am Down-Syndrom leiden, den False-Belief-Test zu rund 85-90 Prozent bestanden, während bei autistischen Kindern umgekehrt 80 Prozent den Test nicht bestanden. Die Fähigkeit der Zuschreibung von Gedanken ist demnach eine eigenständige kognitive Kompetenz, die nicht mit normaler Intelligenz gekoppelt ist. Kinder mit Asperger-Syndrom sind durchaus in der Lage, explizit zu lernen, wie man sich in bestimmten Situationen verhalten sollte. Wenn sie jedoch mit einer leicht veränderten Situation konfrontiert sind, was zum Alltag jedes Menschen gehört, dann sind sie hilflos, weil sie keine intuitive Einschätzung der Wünsche und Meinungen des Gegenüber zur Verfügung haben.
Schizophrenie: Woher kommt die Stimme?
Die Zweistufigkeit der Ich-Störungen illustriert ein weiteres Beispiel: Bei der SchIzophrenie ist ein wichtiges Symptom die Gedankeneingebung: Der Patient erfasst einen Gedanken und erlebt ihn als Gedanken des bösen Nachbarn. Grundlage dieses Phänomens ist zunächst einmal ein Gestörtes Ich-Erleben, welches sich auch schon beim „Hören von Stimmen“ festmachen lässt .