Michael Backes vom Max-Planck-Institut für Softwaresysteme in Saarbrücken kann am besten denken, wenn er spazieren geht. Ihm gibt es mehr, mit Freunden ins Café oder in die Bar zu gehen, als stundenlang am Computer zu hocken. Vielleicht ist das sein Erfolgsrezept. Denn für das, was er schon erreicht hat, die Auszeichnungen, die er schon erhalten hat, brauchen andere Jahrzehnte. Im Jahr 2009 kürte ihn das US-amerikanische Wissenschaftsmagazin Technology Review des angesehenen Massachusetts Institute of Technology zu einem der „TR35“, der weltweit 35 besten Jungforscher, die die Welt verändern werden. Bisher wurde die Ehre noch keinem anderen Deutschen zuteil.
Intimes im Internet für die Ewigkeit
Dieser Erfolg rührt freilich auch daher, dass sich Backes mit einem Massenmedium wie dem Internet beschäftigt. Das geht jeden an, jeder ist von dessen Sicherheit oder Unsicherheit betroffen. Wer heute private Daten und Intimes ins Internet stellt, muss sich darüber im Klaren sein, dass sich die Information bis in alle Ewigkeit perpetuieren und damit unauslöschlich sein wird. Im Zweifelsfalle ist das Internet ein moderner, nicht enden wollender Pranger. Doch was sind intime Daten? Und was oder wie viel darf ich von mir preisgeben, um noch anonym zu bleiben? Auch mit solchen Gedanken beschäftigt sich Backes.
„Es ist erstaunlich, wie schnell man aus kleinen Fragmenten, aus eigentlich harmlosen Informationen, auf das persönliche Profil eines Nutzers schließen kann“, sagt der Forscher. Längst gibt es Softwareprogramme, welche die Übereinstimmung zwischen verschiedenen Informationen miteinander abgleichen. Durch dieses „Matching“ lassen sich Daten zusammentragen, die zu einem gemeinsamen Profil passen – zu ein und derselben Person. Bewertet jemand anonym Videofilme für Erwachsene in einem Internetforum, klingt das zunächst wenig problematisch. Diskutiert er einen Teil der Filme aber nicht-anonym in einem anderen öffentlichen Forum, kann ein Matching-Programm die Ähnlichkeiten erkennen und die anonymen Daten der Person zuordnen.
Matching-Werkzeuge noch nicht leistungsstark genug
„Noch sind diese Matching-Werkzeuge nicht leistungsstark genug, um die gigantischen Datenmengen im Internet auf wirklich systematische Art zu durchforsten“, sagt Michael Backes, „doch die Gefahr besteht, dass persönliche Daten künftig verstärkt genutzt und ausgenutzt werden.“ Er versucht deshalb, den Verlust an Privatsphäre einzuschätzen. „Wie anonym bin ich noch, nachdem ich eine bestimmte Information im Internet eingegeben habe?“ Backes entwickelt Programme, sogenannte Protokolle, die diesen Verlust korrekt einschätzen können.
Nach seinem Informatikstudium hatte Backes zunächst am IBM-Forschungslabor im schweizerischen Rüschlikon an Sicherheitssystemen gearbeitet. Danach berief ihn die Universität Saarbrücken zum Professor auf Lebenszeit. Das ist jetzt sechs Jahre her. Angesichts der hohen Schlagzahl, die Backes vorlegt, darf man gespannt sein, was als Nächstes kommt. Und wer weiß – vielleicht hat er inzwischen sogar eine Fangemeinde, die geduldig auf das nächste Spionage-Highlight des Jahres wartet.
Tim Schröder / MaxPlanckForschung
Stand: 23.09.2011