Inzwischen ist Voyager 1 mehr als 21 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt – das entspricht dem 138-Fachen des Abstands von der Erde zur Sonne. So weit entfernt war noch kein anderes menschengemachtes Objekt. Aber hat sie damit schon das Sonnensystem verlassen?
An der Grenze
Im Sommer 2012 registrierte die Raumsonde plötzlich einen starken Abfall des geladenen Teilchenstroms von der Sonne. Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass sie die Heliopause passiert – die Zone, die den Einflussbereich des Sonnenwinds vom interstellaren Plasma trennt. Voyager 1 hätte damit den interstellaren Raum erreicht – als erstes Raumfahrzeug der Menschheit.
Wenig später jedoch durchflog Voyager 1 gleich drei heftige Weltraum-Tsunamis – Schockwellen geladener Teilchen. Nähere Analysen sprachen dafür, dass diese Turbulenzen von Sonnenstürmen verursacht worden waren. Sollte die Sonde demnach doch noch im Einflussbereich des Sonnenwinds sein?
„Komplizierter als gedacht“
„Der Weg in den interstellaren Raum hat sich als viel komplizierter erwiesen, als wir uns das vorgestellt haben“, erklärt Voyager-Missionsleiter Ed Stone. „Was wir sagen können ist, dass Voyager 1 jetzt in Materie von anderen Sternen badet. Deshalb haben wir uns letztendlich darauf geeinigt, dass die Raumsonde sich im interstellaren Raum befinden muss.“
Bei Voyager 2 ist es noch nicht ganz so weit: Sie ist inzwischen rund 17 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt und in entgegengesetzter Richtung unterwegs. Die Raumsonde fliegt nach Süden aus dem Sonnensystem hinaus, etwa in Richtung des Sternbilds Sagittarius. Die Daten ihrer Messgeräte deuten darauf hin, dass Voyager 2 zurzeit durch die „Heliosheath“ fliegt – den durch den Druck des interstellaren Mediums komprimierten Außenbereich der Heliosphäre.
„Welche Entdeckungen die Voyager-Sonden dort draußen noch erwartet, wissen wir nicht“, sagt Stone. „Aber wir erwarten weitere Überraschungen.“
Nadja Podbregar
Stand: 18.08.2017