Giordano Bruno mag ein schwieriger Mensch gewesen sein, eines war er aber gewiss nicht: ein Gotteslästerer. Bruno war ein zutiefst von Gott beseelter Mensch. Unendlich viel gläubiger als die engstirnigen Buchhalter göttlicher Offenbarungen und Weisheiten, die über ihn richteten.
Bruno war kein Astronom. Aber er war ein konsequenter Theologe und Kosmologe. Seine vielleicht größte wissenschaftliche Bedeutung liegt darin, eine Epoche von 2.000 Jahren überwunden zu haben, in der es so gut wie keinerlei wissenschaftlichen Fortschritt gab.
Am 9. Juni 1889 sollte auf dem Campo dei Fiori zu Ehren von Giordano Bruno ein Denkmal enthüllt werden. Papst Leo XIII, gerühmt für Fortschrittlichkeit, soziales Wesen und Weitsicht, fühlte sich bemüßigt, zu dieser Zeremonie ebenfalls einen Beitrag zu liefern. Er bestand aus einem Mahn- und Warnschreiben an die Gläubigen der katholischen Kirche, das pflichtgetreu auf allen Kanzeln der Welt verlesen wurde.
Darin bezichtigte er Giordano Bruno eines sittenwidrigen Lebens, der Feindschaft gegen die Kirche, der Häresie und der Glaubensabtrünnigkeit. Er nannte ihn einen Materialisten und Atheisten ohne besondere menschliche oder geistige Eigenschaften und fügte hinzu: »Bruno hat weder irgendwelche wissenschaftlichen Leistungen aufzuweisen, noch hat er sich irgendwelche Verdienste um die Förderung des öffentlichen Lebens erworben. Seine Handlungsweise war unaufrichtig, intolerant, verlogen und vollkommen selbstsüchtig.«
Erst anhaltende internationale Proteste verhinderten, dass das Denkmal wieder beseitigt wurde. Neben vielen anderen hatten sich zum Beispiel Victor Hugo, Georg Ibsen und Ernst Haeckel für das Denkmal eingesetzt.
Im Jahre 1930 wurde Kardinal Bellarmin, einer der Unterzeichner des Todesurteils von Giordano Bruno und der Verantwortliche für das Verfahren gegen Galileo Galilei, heilig gesprochen. Giordano Brunos Schriften standen noch bis zum Jahre 1965 auf dem Index.
Stand: 17.02.2005