Um eine möglichst große Vielfalt verschiedener Pflanzen und Lebewesen zu ermöglichen, graben Permakultur-Gärtner die Erde ihrer Felder und Bette kaum um, legen natürliche Seen an, die Regenwasser auffangen und lassen Unkräuter wachsen. Statt Kunstdünger oder Gifte zu verwenden, nähren die Gärtner – ähnlich wie Ökobauern auch – den Boden mit Kompost, Gründünger und Kot, die ausreichend Nährstoffe für die Mikroorganismen im Boden liefern. Ein fruchtbarer Boden macht ein optimales Pflanzenwachstum erst möglich.
Schichtweise angebaut
Da Landwirte der Permakultur kaum in das natürliche Wachstum der Pflanzen eingreifen, entstehen auf und um die Anbauflächen verschiedene Pflanzenzonen: So wachsen Bodendecker wie Wildkräuter, Moose oder Gräser als unterste Pflanzenschicht. In der Strauchschicht befinden sich halbhohe Sträucher oder Jungbäume und in der Baumschicht die größeren Bäume.
Und dahinter stecken auch Vorteile: Bodendecker schützen den Boden vor dem Austrocknen und Hecken dienen zum Beispiel als Windschutz gegen Bodenerosion. Durch die Vielfalt an Pflanzen – auch Polykultur genannt – beeinflussen sich die Gewächse gegenseitig und unterstützen sich beim Wachsen.
Besondere Wachstumshelfer
Besonders auf großen Anbauflächen nutzen viele Landwirte auch die Agroforstwirtschaft – eine Anbauform, bei der in Gemüsefeldern zum Beispiel Obstbaumreihen angepflanzt werden. Die Obstbäume helfen dabei, den Boden zu festigen, machen ihn zu einem besseren Wasserspeicher und sorgen sogar für eine zusätzliche Ernte. Auch wenn Tiere – wie etwa Schafe oder Rinder – auf Obstweiden grasen, entsteht ein Agroforstsystem: Die Pflanzenfresser mähen beispielsweise die Weide, düngen sie mit ihrem Kot und treten den Boden locker – optimale Bedingungen für die Obstbäume.
In der Permakultur werden zudem oft stickstoffbindende Pflanzen angebaut – sogenannte Leguminosen. Sie nehmen den Stickstoff aus der Luft auf und speichern ihn über ihre Wurzeln mit Hilfe von Knöllchenbakterien in der Erde. So machen sie den Stickstoff für anderen Pflanzen verfügbar und fördern das Wachstum. Zu den Leguminosen gehören zum Beispiel Erbsen, Luzerne, der Erbsenstrauch (Caragana arborescens) und Ackerbohnen, aber auch einige Bäume, wie zum Beispiel die Akazie, übernehmen diese Funktion.
In Gemeinschaften anbauen
Zudem verfolgen die Gärtner beim Anbau von Kulturpflanzen und Kräutern ein weiteres Prinzip: Sie pflanzen diese in Pflanzengemeinschaften. Dabei geht es darum, verschiedene Arten so zu kombinieren, dass sich die Gewächse gegenseitig unterstützen und gut gedeihen. So werden Nährstoffe im Boden, Licht und Wasser optimal ausgenutzt – ohne den Einsatz von Chemikalien.
Dafür pflanzen die Landwirte gut verträgliche Pflanzen, die nicht den gleichen Bedarf an Nährstoffen haben, oft dicht aneinander in hügelförmige Beete oder auf Felder, die in aufgeschüttete Hügel eingeteilt sind. Bei diesem sogenannten „Strip Till“-Prinzip festigen die Wurzeln der Pflanzen die Erdhügel und nehmen bei Regenfällen viel Wasser auf. Außerdem schütten die Gärtner Mulch zwischen die einzelnen Hügelreihen, der die Pflanzen zusätzlich mit Nährstoffen versorgt und den Boden kühlt.
Beispiele für gute Pflanzengemeinschaften sind Experten zufolge etwa Paprika und Tomaten. Mais hingegen wächst in der Nähe von Bohnen gut. Zu Erbsen empfehlen Gärtner Kohl und Karotten, wohingegen Zwiebeln statt neben Kohl eher in der Nähe von Kürbis oder Zucchini gedeihen. Zwiebelgewächse und Meerrettich eignen sich zudem als Schutz vor Pilzkrankheiten.
Von wegen Unkraut
Zudem kennen Landwirte der Permakultur auch den Nutzen von oft unterschätzten Unkräutern: Der schnell wuchernde Beinwell (Symphytum) eignet sich zum Beispiel für alle Pflanzengemeinschaften, denn er transportiert mit seiner Pfahlwurzel Nährstoffe aus tieferen Bodenschichten nach oben. Mit den Blattabfällen des Beinwell mulchen viele Gärtner ihre Böden. Auch Borretsch eignet sich allgemein als guter Pflanzenpartner, denn er unterstützt die Bodenaktivität und wirkt sich positiv auf das Wachstum anderer Pflanzen aus.
Die oft für lästiges Unkraut gehaltenen Brennnesseln vertragen sich außerdem zum Beispiel sehr gut mit Tomaten und sorgen ganz allgemein für einen fruchtbaren Boden. Zudem schützen die giftgefüllten Haare vor schädigen Insekten, da sie ein unangenehmes Sekret abgeben, wenn sie abbrechen.
Eigenschutz gegen Parasiten
Und die Brennnessel ist nicht das einzige Beispiel: Viele Pflanzen schützen sich vor Angriffen von Schädlingen und Parasiten und schrecken damit zum Beispiel unerwünschte Insekten oder Pflanzenfresser auch für Pflanzen aus der Umgebung ab. Dazu haben sich ganz verschiedene Strategien entwickelt.
Umgewandelten Blättern wie Stacheln oder Dornen, verletzen zum Beispiel die Feinde. An Überzügen von Wachs auf den Blättern oder Stängeln perlt Wasser ab, sodass dabei Schmutzpartikel und krankmachende Keime entfernt werden. Die Wachskristalle machen zudem die Oberflächen rutschig und damit für viele Insekten unpassierbar. Auch Giftstoffe in den Pflanzenzellen – wie bei verschiedenen Kohlsorten und Radieschen (Raphanus sativus) – die sie schwer verdaulich machen oder sogar Insekten sterben lassen, halten Feinde langfristig ab.
Und Pflanzen spielen in der Abwehr von Schädlingen noch eine weitere Rolle…