Gibt es im Sport ein Dopingproblem? Nein, nicht einmal ansatzweise. Wenn man nur die Dopingstatistik zugrunde legt, kann es gar keine andere Schlussfolgerung geben. In Deutschland wurden beispielsweise 2003 bei insgesamt knapp 7.800 untersuchten Proben lediglich 38 positive Fälle gefunden. Dies sind nicht einmal 0,5 Prozent.
Deutschland ein Hort der Unschuld inmitten einer dopenden, „bösen“ Sportwelt? Wohl eher nicht, denn auch die internationalen Statistiken der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) zeigen ähnliche Ergebnisse. Ganze 28 Dopingfälle wurden dort bei mehr als 5.000 Analysen entdeckt. Und auch in Athen wird sich dieser Trend nicht grundsätzlich umkehren.
Wird das Bild des Sportes in Bezug auf Doping also von ein paar prominenten schwarzen Schafen wie Kelli White, Johann Mühlegg, Marco Pantani oder Ben Johnson geprägt, während der Rest der Sportler sich vorbildlich verhält? Vieles spricht dagegen. Dies haben nicht nur die Vorkommnisse im Vorfeld von Athen 2004 mit dem mysteriösen „Versäumen“ einer Dopingprobe durch die beiden griechischen Athleten Ekaterini Thanou und Kostas Kenteris oder der Skandal um Balco und die Superdroge Tetrahydrogestrinon (THG) im Jahr 2003 nachdrücklich bewiesen.
Schon in den 80er Jahren weckte zudem beispielsweise Edwin Moses, selbst Weltmeister und Olympiasieger im 400m-Hürdenlauf, Zweifel an der Lauterkeit vieler Athleten: Im Interview mit einer amerikanischen Tageszeitung sagte er: „Die Hälfte aller amerikanischen Leichtathleten nehmen Anabolika, um ihre Leistungen zu steigern.“ Und in Deutschland behauptete etwa zur gleichen Zeit der damalige Fußballnationaltorwart Toni Schumacher: „In jeder Mannschaft sind Spieler gedopt.“ Eddy Merckx beichtete 1988 sogar: „Auf Amphetamine folgte Cortison, dann Anabolika, dann die Verschleierungspräparate. Die Laboratorien sind dem Reglement immer ein Produkt voraus.“
Wem soll man also glauben? Der Statistik oder den Aussagen ehemaliger Athleten, die frei und unbelastet von Sanktionen ihre Meinung sagen können?
Stand: 20.08.2004