Archäologie

Kalender, Wasserversorgung und Wegenetz

Die kulturellen Errungenschaften der Maya

Pyramide von Kukulkan bei Sonnenuntergang
Tempel und Pyramide von Kukulkan. Die Gebäude der Maya waren oft nach dem Stand der Sonne an bestimmten Tagen im Jahr ausgerichtet. © Delbars / Getty Images

Die Tempelanlagen, Kunstwerke und Monumentalbauten der Maya waren mehr als nur religiöse Bauten oder eine politische Machtdemonstration. Sie dienten oft auch als Basis für komplexe astronomische und kalendarische Beobachtungen und Berechnungen. Denn heilige Rituale fanden bei den Maya wie in vielen frühen Hochkulturen meist im Einklang mit Himmelsereignissen statt.

Daher waren die Pyramiden beispielsweise meist nach den Jahreszeiten und dem Stand der Sonne am 21. März, Juni, September und Dezember ausgerichtet und markierten damit wichtige Eckpunkte im Jahreskalender der Maya wie den längsten und den kürzesten Tag des Jahres sowie die Tagnachtgleiche. Außerdem kennzeichneten diese Tage den Wechsel von Trocken- und Regenzeit und bestimmten den Zeitpunkt für Aussaat und Ernte.

Maya-Observatoriums El Caracol
Das Observatorium El Caracol in Chichén Itzá ermöglichte den Maya-Sternkundigen einen freien Blick auf den Nachthimmel. © Eagle2308 / Getty Images

Sternwarte und Kalender der Maya

Um die Sterne und Planeten zu beobachten, bauten die Maya auch Observatorien, wie archäologische Untersuchungen nahelegen. Mindestens eines, die Sternwarte El Caraco in Chichén Itzá, lässt sich relativ klar diesem Zweck zuordnen. Die Aussichtsplattform dieser Sternwarte lag vermutlich höher als die Baumwipfel des Dschungels und ermöglichte den Maya-Sternkundigen damit einen freien Blick auf den Nachthimmel.

Basierend auf ihre Himmelsbeobachtungen entwickelten die Maya ihren berühmten Kalender, der eine Kombination zweier zyklischer Zeitmessungen darstellt. Der für den Alltag verwendete „Haab“-Kalender orientierte sich an der Sonnenbahn und unterteilte ein Jahr in 365 Tage, verteilt auf 18 Monate mit je 20 Tagen plus fünf weitere Tage. Der rituelle Tsolkin-Kalender der Maya umfasste hingegen nur 260 Tage (13 mal 20 Tage), wobei er jeden Tag durch eine Kombination aus einer Zahl von eins bis 13 und 20 verschiedenen Namen eindeutig kennzeichnete. In der Kombination, dem „Long Count“, der auch den Weltuntergang für 2012 vorhersagte, ist jeder Tag durch fünf Ziffern gekennzeichnet.

Hieroglyphen des Maya-Kalenders
Ereignisse datierten die Maya mit Datumseinträge in Form von Hieroglyphen für Tage nach ihrem 260-Tages-Kalender. © Alexg63 / Getty Images

Dokumentation auf Tafeln und Gebäuden

Mithilfe ihres Kalenders dokumentierten die Maya auch historische Ereignisse, wie Funde von Steintafeln und Stelen mit Inschriften belegend. Datiert sind diese Maya-Texte oft durch Datumseinträge in Form von Hieroglyphen für Tage nach dem 260-Tages-Kalender. Neben diesen Datumszeichen bestand die Schrift der Maya aus weiteren Schriftzeichen, insgesamt etwa 800 verschiedenen Hieroglyphen. Einer der längsten Hieroglyphentexte wurde auf einer Steinplatte in einem Tempel in der „Site Q“ in Guatemala gefunden.

In den Inschriften verewigten die Maya unter anderem ihre politischen Allianzen, den Verlauf von Kriegen und Ballspielen sowie Machtwechsel. Aber auch gesellschaftliche Ereignisse wie die Einweihung eines Schreins für den Gründer einer bedeutenden Adelsfamilie wurden darin festgehalten, wie die bisher entzifferten Inschriften nahelegen. Viele weitere sind allerdings nicht mehr lesbar oder noch nicht vollständig entschlüsselt.

Handelsnetz dank „Autobahnen“

Wichtige Ereignisse wurden aber wahrscheinlich nicht nur schriftlich festgehalten, sondern auch mündlich überliefert und in andere Teile des Maya-Reichs gebracht. Möglich machten dies Straßen, über die die verschiedenen Königreiche und Machtzentren mit der Maya-Hauptstadt Chichén Itzá auf der heute mexikanischen Halbinsel Yucatán verbunden waren, wie eine Inschrift belegt. „Die Entdeckung bestätigt die Existenz einer ‚königlichen Straße’, einer strategischen Überlandroute, die die Maya Hauptstadt mit ihren Vasallenkönigriechen in den südlichen Ebenen verbindet“, erklärt der Anthropologe David Freidel von der Southern Methodist University.

Neuere Funde im dichten Dschungel von Guatemala belegen sogar ein kilometerlanges „Autobahnnetz“ zwischen den Städten. Demnach waren dort 417 Städte durch 177 Kilometer befestigte Straßen miteinander verbunden. Diese „Superhighways“ deuten darauf hin, dass die Maya nicht nur einfache Bauern waren, sondern intensiv Handel betrieben, berichten die Forschenden. „Dieser Fund könnte eine ebenso einflussreiche historische Entdeckung sein wie die der ägyptischen Pyramiden“, sagte der Archäologe Enrique Hernández von der Universität San Carlos in Guatemala-Stadt. (doi: 10.1017/S0956536122000244)

Schema wie ein Springbrunnen der Maya funktioniert haben könnte
Schema wie ein Springbrunnen der Maya funktioniert haben könnte. © Reid Fellenbaum

Ausgeklügelte Wasserversorgung mit Systemfehler?

Weitere Zeugnisse der Rechen- und Konstruktionsfertigkeiten der Maya sind ihre durchdachten Systeme zur Wasserversorgung der Städte. Denn weil es im Maya-Reich nur saisonal regnete und das Wasser schnell versickerte, brauchten sie ein Wasserspeichersystem. Dafür bauten sie beispielsweise Wasserreservoire, gewaltige Dämme mit Schleusen, komplexe Kanalsysteme und sogar Springbrunnen.

Zudem reinigten sie das oft durch Algen und Quecksilber kontaminierte Trinkwasser mit Filtern aus Quarzsand und Zeolithkörnchen, wie Ausgrabungen in Tikal nahelegen. In anderen Städten kamen diese Filter jedoch möglicherweise nicht zum Einsatz, was letztlich zum Untergang der Maya-Kultur beigetragen haben könnte.

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. weiter
Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Herrscher über Mittelamerika
Die geheimnisvolle Welt der Maya

Wer waren die Maya?
Entstehung und Untergang einer Hochkultur

Siedlungen, Städte und Königreiche
Die Ausdehnung des Maya-Reichs

Pyramiden zu Ehren der Götter
Wie religiös waren die Maya?

Spiel um Leben und Tod
Sportplätze als religiöse Bauwerke

Kalender, Wasserversorgung und Wegenetz
Die kulturellen Errungenschaften der Maya

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

keine News verknüpft

Dossiers zum Thema