Das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten begleitet die Geschichte der Erde seit der Entstehung des Lebens, scheint fester Bestandteil der Evolution zu sein. Doch fünf Mal – einige Paläontologen sprechen auch von sechs Mal – in der Erdgeschichte erreichte das Massenausterben solche Ausmaße, dass ganze Lebenräume entvölkert und die Uhr der Evolution wie angehalten oder sogar zurückgedreht schien.
Die „großen Fünf“ (oder sechs) hinterließen eine Welt, in der fast alle vorher dominierenden Organismen ausgestorben waren und die wenigen Überlebenden erst wieder ihren Platz im völlig umgestrickten Netzwerk des Lebens finden mussten…
Kambrium
Zeit: vor rund 520 Millionen Jahren
Ausmaß: 80 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten
Prominente Opfer: Trilobiten
Ursachen: Meeresspiegelschwankungen, Klimawandel
Vor rund 590 Millionen Jahren, zu Beginn des Kambriums, war die Erde tropisch warm: Ein ganzjährig warmes, nährstoff- und mineralienreiches Meer umspülte den einzigen, noch völlig kahlen Kontinent des Planeten. Der Ozean war der eigentliche Ort des Lebens. Einzellige Algen und quallenähliche Weichtiere schwammen durch das Wasser, aalartige Conodonten schlängelten sich über den Meeresboden und wurmähliche Lebewesen wühlten sich durch den nahrungsreichen Schlamm.
Doninierend waren jedoch die Trilobiten, krebsähnliche Gliederfüßer, die als erste ein segmentiertes Außenskelett entwickelt hattten. Sie breiteten sich im Laufe der Jahrmillionen über fast die gesamte Erde aus und behielten diese Herrschaft, trotz mehrerer Rückschläge, über mehr als 50 Millionen Jahre.
Doch am Ende des Kambrium, vor 520 bis 505 Millionen Jahren, war es damit vorbei: Mehrfach hintereinander suchten ganze Aussterbewellen die Trilobiten und andere kambrische Meeresbewohner heim. Innerhalb von jeweils nur wenigen tausend Jahren verschwanden bis zu 80 Prozent aller Arten. Die Trilobiten sollten sich von diesem Mehrfachschlag nicht mehr erholen. Zwar Überlebten einige Arten, doch ihre vorherige Vormachtstellung erlangten sie nie wieder.
Auslöser dieses Untergangs war vermutlich eine plötzliche Abkühlung des Klimas, ausgelöst durch den allmählichen Zerfall des Riesenkontinents. Diskutiert werden aber auch Schwankungen des Meeresspiegels, die die weiten Flachwasserzonen abrupt schrumpfen ließen.
Nadja Podbregar
Stand: 20.02.2002